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Definiere! Mann, Frau oder … Wie divers bist du?

NormalverteilungDieser Beitrag beschäftigt sich mit der (Un-)Möglichkeit, Mann, Frau und Divers eindeutig und klar abgegrenzt zu definieren. Und er lädt dich dazu ein, dein eigenes Bild und dein eigenes Sosein im Kontext von Gender zu betrachten und zu reflektieren.

Define! Man, woman, or … other? This article deals with the difficulty of finding clear definitions for man, woman, and everyone identifying as other. I invite you to reevaluate and reflect on your views of gender expression and identity. (English version below the german one.)

Ich kann doch Mann und Frau auseinanderhalten!

Ich sehe doch, wer ein Mann ist und wer eine Frau. Meistens trifft deine Wahrnehmung vermutlich zu. Und doch ist die Antwort auf die Frage, die uns auf den ersten Blick so einfach scheint, ziemlich kompliziert, wenn man sie ernsthaft beantworten möchte. Woran machen wir fest, ob jemand Mann ist oder Frau? Seit Anfang 2019 gibt es in Deutschland den Geschlechtseintrag Divers und es wird viel darüber gesprochen. Aber was heißt das genau? Bezieht sich der Begriff Divers nur auf intersexuelle Menschen? Sind Transpersonen Divers? Oder ist jede*r Divers, der keine Lust hat, Mann oder Frau zu sein und das so entscheidet? Wie definieren und wie erleben wir Gender? Müssen wir Geschlecht neu denken? Wie divers ist jede*r einzelne von uns?

In diesem Beitrag wirst du mehrfach zum Mitmachen aufgefordert. Und damit geht es auch gleich schon los: Wie siehst du dich? Bist du ein typischer Mann, eine typische Frau? Oder geht es dir ein bisschen wie mir: Ich bin zwar eine Frau, aber wenn ich Klischees über Männer und Frauen lese, kann ich nur den Kopf schütteln oder gar daran zweifeln, ob ich wirklich eine Frau bin. Denn die Klischees über Frauen und ich, das ist ziemlich weit auseinander. Ich bin im Konflikt mit den Zuschreibungen, Erwartungen und Bewertungen, die weiblich oder männlich konnotiert sind. Das hat mich lange verwirrt und irritiert, ohne dass ich das richtig greifen konnte.

Wie definierst du dich selbst?

Siehst du dich selbst als typisch männlich oder weiblich, passt diese Zuordnung nur teilweise oder passt sie gar nicht zu dir?

[su_box title=“Datenschutz“ style=“glass“ box_color=“#587338″]Die Umfrage wurde mit Pollmaker erstellt. Die Teilnahme erfolgt anonym. Gemessen wird lediglich über die IP, ob eine Person bereits abgestimmt hat. [/su_box]

Wieso gibt es überhaupt mehrere Geschlechter?

Der Mensch pflanzt sich – wie andere Säugetiere auch – zweigeschlechtlich fort. Anders als zum Beispiel manche Echsen- und Fischarten. Dort gibt es neben der zwei- die eingeschlechtliche Fortpflanzung, auch Parthenogenese oder Jungfernzeugung genannt. Bei der eingeschlechtlichen Fortpflanzung klonen sich die Weibchen selbst. Die Nachkommen sind also die Ebenbilder ihrer Mütter. Nur zufällige Genmutationen sorgen für Veränderung und Anpassung.

Dabei gibt es Arten, die zwischen ein- und zweigeschlechtlicher Fortpflanzung wechseln, und zwar immer dann, wenn der Anpassungsdruck hoch ist, also in belastenden Extremsituationen, wie Dürre, Kälte und anderen Katastrophen für die Art. Denn das ist der große Vorteil der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung: Dadurch, dass die Gene von zwei Lebewesen vermischt werden, entsteht eine sehr viel größere Varianz an Kombinationen und das ist evolutionär betrachtet, ein krasser Vorteil. Der Nachteil: Damit das klappt, müssen sich zwei erstmal finden.

Betrachten wir den Menschen:

Chromosomale Definition von Mann, Frau, Divers

Aus den Genen von zwei Menschen entsteht ein neuer Mensch, der eine ganz individuelle Genzusammenstellung hat. Die Gene liegen auf Chromosomen. 23 solcher Chormosomenpaare hat jeder Mensch in jeder Zelle. Dabei unterscheidet sich das 23ste Paar von den anderen. Denn dort gibt es neben der Variante XX auch die Variante XY, bislang definiert als Frau und Mann. Dazu kommen allerhand weitere Varianten. So kann es sein, dass jemand mehr als zwei Geschlechtschromosomen hat (z.B. XXX, XXY, XYY). Es darf sogar eines fehlen (X0). Und es gibt Menschen mit unvollständigen Geschlechtschromosomen. Wie nennen wir diese Geschlechter?

Aber mal ehrlich: Selbst, wenn eine solche Definition funktionieren würde. Sie ist total unpraktisch. Schließlich wissen wir nicht, welche Chromosomen und Gene unser Gegenüber hat. Und das muss und will ich auch nicht wissen.

Die Gene und die Biologie

Bei den meisten Embryonen, die zwei X-Chromosomen haben, bilden sich eine Gebärmutter und Eierstöcke aus sowie Vagina und Vulva. Die meisten Embryonen mit einem XY-Chromosomensatz bilden Hoden und Penis. Die Natur aber ist ein Schelm und so gibt es viele Ursachen, warum Babys mit uneindeutigen Geschlechtsorganen geboren werden.

Früher wurden bei uneindeutig geborenen Babys die Eltern gefragt, ob es ein Junge oder ein Mädchen sein soll und das Baby wurde sozusagen passend in die binäre Ordnung operiert. Heute kommt man zum Glück davon weg. Denn ein solches Vorgehen ist im Grunde eine Form der Genitalverstümmelung.

Auf den Chromosomen liegen unterschiedliche Gene und wie sich alles entwickelt, hängt von Umweltfaktoren ab. Die Forschung weiß inzwischen, dass es auch an anderen Stellen, etwa in unserem Gehirn, Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Allerdings wissen die Forscher*innen nur wenig darüber, wie diese Unterschiede zustandekommen. Was ist bereits in den Genen angelegt? Ist das wirklich ein geschlechtsspezifisches Merkmal oder einfach nur ein Unterschied wie die Augen- oder Haarfarbe? Welche Unterschiede entstehen durch eigene Interessen? Welche Unterschiede entwickeln sich, weil wir Menschen je nach Geschlecht anders behandeln und andere Erwartungen an diese Person haben? Unser Gehirn verändert sich bis zum letzten Atemzug. Die Forschung nennt das die Plastizität des Gehirns.

Also auch mit dieser Definition kommen wir nicht weiter.

Okay, neuer Versuch:

Der funktionale Ansatz

J. K. Rowling wurde 2020 Transfeindlichkeit vorgeworfen, nachdem sie die Formulierung „Menschen, die menstruieren“ kritisierte. Ich kann nicht beurteilen, ob Rowlings wirklich transfeindlich ist. Für eine Definition von ‚Frau‘ jedenfalls ist eine solche Aussage vollkommen unbrauchbar.

Denn nähmen wir diese Definition ernst, wären viele Frauen keine Frauen mehr, etwa Mädchen vor Eintritt der Menstruation oder Frauen in der Menopause. Genauso unsinnig sind andere Definitionen, die von den Organen und deren Funktionalität ausgehen.

Es gibt Frauen, denen wurde die Gebärmutter entfernt und Männer mit nur einem oder ohne Hoden. Ebenso gibt es Frauen, die keine Kinder bekommen und Männer, die keine zeugen können. Auch gibt es Männer, die keinerlei Körperhaare haben.

Auf dieser Ebene kommen wir also nicht weiter. Der funktionale Ansatz ist für eine Definition völlig unbrauchbar.

Können wir Mann und Frau über das Aussehen definieren?

Ich sehe doch, ob jemand ein Mann oder eine Frau ist. Versuchen wir also eine Definition nach Aussehen. Woran machen wir Mann oder Frau fest? Nun ja: Bartwuchs, Körperform, Größe, das Vorhandensein oder Fehlen eines Busens, eher kurvig oder eher kantig … und wir finden sicher noch ein paar weitere Merkmale, anhand derer wir auf der Straße oder im Büro schnell entscheiden, ob jemand Mann ist oder Frau.

Aber wie zuverlässig funktioniert das?

Stell dir vor, es gäbe keine männliche oder weibliche Kleider-, Stil- und Frisurenordnung. Der Anteil derer, die du angezogen nicht mehr eindeutig zuordnen kannst, würde um ein Vielfaches wachsen.

Spannend wird es, wenn du Kinder und sehr betagte Menschen betrachtest. Dort verschwimmen oft die geschlechtsspezifischen Merkmale und werden weniger sichtbar. Natürlich im bekleideten Zustand, aber so sehen wir andere Menschen ja in der Regel.

Wenn wir also vom Aussehen definieren wollten, wären Menschen mit deutlich sichtbarem Busen, breitem Becken und schmaler Taille Frauen. Viele der Models würden hier allerdings aus der Definition Frau herausfallen, zu dünn, zu schmal, zu wenig rund.

Männer wären dann Menschen mit sichtbarem Bartwuchs und einem Oberkörper in V-Form. Auch hier wäre der prozentuale Anteil von Menschen, die noch als Mann gelten, deutlich geringer.

Zu klären wäre dabei noch, wo genau die definitorische Grenze verläuft: Mindestkörbchengröße bei Frauen, Mindestbrustumfang bei Männern? Das ist natürlich nicht ernst gemeint, sondern ein Gedankenspiel, das zeigt, wie absurd ein solcher Ansatz ist.

Versuchen wir eine Definition über das Verhalten

Dass ich als Kind für einen Jungen gehalten wurde, hatte viel damit zu tun, was mir Spaß machte, wie ich mich verhielt, wofür ich mich interessierte: toben, klettern, Kräfte messen, schnitzen, in der Werkstatt vom Papa Schiffe bauen, Lego, Eisenbahn, Welten erschaffen.

Mit Puppen konnte ich nichts anfangen und Mamas Küche war langweilig. Holz hacken, sägen, schrauben, hämmern war viel spannender. Ich wuchs aber in einem dörflich-katholischen Umfeld auf. Da waren die Rollenerwartungen an Jungs und Mädchen ziemlich klar verteilt. Meine Anwesenheit in Papas Werkstatt war nur soweit geduldet, so lange es nichts Wichtigeres in Haushalt und Küche gab. Ich durfte Papa zwar Werkzeug anreichen, aber auf die Idee, mir zu zeigen, wie das alles geht und mich dann auch machen zu lassen, ich glaube, das war meinem Vater so fremd, auf die Idee kam er gar nicht. Ich war ja ein Mädchen, kein Junge. Sehr zu meinem Leidwesen. Die Soziologie nennt das Erziehen zum Mann und zur Frau: Doing Gender.

Würden Geschlechter nach Verhalten vergeben, wäre ich mehr Mann als Frau, zumindest aber Divers. Wenn ich Klischeebücher darüber lese, wie Männer und Frauen angeblich so sind, muss ich mich fragen: Hey Sigi, bist du sicher, dass du eine Frau bist? Vielleicht schaust du lieber nochmal nach.

Ich bin, wie ich bin, und das ist gut so. Ich bin forsch, kreativ und will nach vorne. Ich will Lösungen entwickeln, die Welt verändern, Spaß haben, ich mag wandern, die Natur und finde Baumärkte sauspannend, auch wenn ich nicht alles verstehe, was man dort kaufen kann. Aber sie inspirieren mich. Die Farbpalette in der Drogerie dagegen spricht mich überhaupt nicht an.

Im Herbst 2019 brauchte ich Schminkzeug für einen Dreh, also nichts Buntes, sondern was man halt als Makeup für vor der Kamera so braucht. Zuerst musste mich der Auszubildende meiner Frisörin beraten, weil der Kerl mehr wusste als ich oder meine Frisörin. Als ich dann vor der Farbwand mit den vielen Schminkutensilien im dm stand, war ich vollends überfordert und dachte: Ich kann Holzschrauben von Metallschrauben unterscheiden, aber wie zur Hölle soll ich hier durchblicken?

Definiere! Was ist in uns drin? Was wird uns anerzogen?

Solche Vorstellungen von Mann oder Frau sind häufig so dominant in unseren Köpfen, dass wir Vieles, das anerzogen ist, als naturgegeben wahrnehmen.

Was zum Beispiel ist unmännlich daran, wenn sich ein Mann die Nägel lackiert? Was daran ist unweiblich, wenn eine Frau keine Lust hat, sich zu schminken? Soll doch jeder Mensch Röcke oder Hosen tragen, sich schminken oder es sein lassen, hohe oder flache Schuhe bevorzugen. Warum müssen wir Kleidung geschlechtsspezifisch werten?

Unsere Vorstellung von und Erwartung an geschlechtstypisches Verhalten geht so weit, dass zum Beispiel Gräber von hoch dekorierten Wikinger*innen Männern zugeschrieben wurden. Die Menschen konnten sich einfach nicht vorstellen, dass eine Frau als Anführerin in den Krieg zieht. Neue Genmethoden legten den Irrtum offen und zeigten, dass so manch mächtiger Krieger eine mächtige Kriegerin war.

Jetzt bist wieder du an der Reihe: Welche Sätze hast du selbst gehört oder kennst du, wie Kinder geschlechtsspezifisch zu Rollenvorstellungen von Mann oder Frau erzogen werden?

Das hören Mädchen und Frauen:

Welche Aussagen bekommen Mädchen und Frauen zu hören, Jungs und Männer aber eher nicht? - Du kannst Aussagen zustimmen, die schon hier stehen sowie eigene Aussagen ergänzen. Du kannst bis zu drei Aussagen zustimmen.

Das hören Jungs und Männer

Welche Aussagen bekommen Jungs und Männer zu hören, Mädchen und Frauen aber eher nicht? - Du kannst Aussagen zustimmen, die schon hier stehen sowie eigene Aussagen ergänzen. Du kannst bis zu drei Aussagen zustimmen.

Wie divers also bist du?

Nun ist es ja so: Es gibt ja viele messbare Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Wissenschaftlich überprüfbar. Das Problem dabei: Es bleibt unklar, wie sie zustandekommen. Was ist angeboren? Was entwickelt sich im Laufe der Zeit. Was ist also die Ursache, der Grund, die Kausalität für die Korrelation?

Wer aufmerksam den Youtube-Kanal Mailab verfolgt, hat von Mai Thi Nguyen-Kim gelernt: Auch biologische Fakten haben soziale Ursachen. Das geht bis in die hormonelle Steuerung. Bis vor wenigen Jahren hat sogar die Wissenschaft geglaubt, dass Frauen sich besser um Kinder kümmern können, weil sie mehr Oxytocin bilden. Heute wissen wir es besser. Oxytocin wird gebildet, wenn sich ein Mensch viel um kleine Kinder kümmert. Das heißt: Männer bilden das Kuschelhormon Oxytocin, wenn sie sich mit Kindern beschäftigen. Hormone sind Steuerungselemente und orientieren sich an der praktischen Notwendigkeit.

Wir alle tragen Eigenschaften in uns, die männlich oder weiblich konnotiert sind. Manchmal entsprechen wir den gängigen Klischees, manchmal passen sie überhaupt nicht. Wenn du auf dich selbst blickst, dein Aussehen, dein Verhalten, dein Wesen – kurz dein Sosein im Lichte der gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit: Wo siehst du dich auf einer Skala von 1 bis 9. 1 ist dabei extrem männlich, 9 extrem weiblich.

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Wo zwischen extrem männlich und extrem weiblich siehst du dich selbst?

Nachdem du abgestimmt hast, siehst du das Ergebnis, wie alle abgestimmt haben.

Soll jeder Mensch selbst definieren, ob er Mann, Frau oder Divers ist?

Insbesondere in der Queer-Community gibt es die Forderung, es möge doch bitte jede Person selbst entscheiden, ob sie Mann ist, Frau oder Divers, also nicht-binär oder ob sie heute ein Mann ist und morgen eine Frau und übermorgen … Wenn ich mir die oben fehlgeschlagenen Versuche einer Definition ansehe, ist das eine naheliegende Lösung.

Aber auch sie bringt Probleme mit sich. Fakt ist schließlich auch, dass zwar Männer häufiger Opfer von Gewalt werden als Frauen, aber dass Männer diejenigen sind, von denen ein Großteil der Gewalt ausgeht: Körperverletzung, Vergewaltigung, Femizid. Zumindest ist das heute so.

Selbstverständlich haben Frauen ein Recht darauf, vor solchen Übergriffen geschützt zu werden. Und selbstverständlich brauchen besonders diejenigen, die Gewalt erlebt haben, Schutzräume, zu denen nicht jede Person beliebig Zugang hat.

Natürlich brauchen auch diverse und nicht-binäre Menschen Schutz. Auch Intersexuelle und Transpersonen sind oft Opfer von Gewalt durch toxische Männlichkeit, ebenso wie Frauen.

Wenn aber jeder Mensch einfach entscheiden darf: Heute bin ich… und damit Zugang zu Schutzräumen bekommt, wäre dies ein Einfallstor für den Missbrauch dieser Freiheit. Das würde für Männerhäuser, in denen Männer vor Frauen geschützt werden müssen, genauso gelten, wie in der gängigeren Version von Frauenhäusern, in denen Frauen Zuflucht suchen, die vor männlicher Gewalt flüchten.

Und hier liegt ein wichtiger Grund, warum sich manche feministischen Gruppen so sehr dagegen wehren, dass eine Selbstbezeichnung genügen muss.

Es bleibt komplex. Die Interessen nicht-binärer Menschen sind ebenso schutzwürdig, wie die aller anderen Menschen auch. Wir müssen reden. Wir müssen zuhören. Wir müssen reflektieren. Und wir müssen mutig und kreativ nach Wegen suchen, die für alle okay und praktikabel sind.

I have a dream: In einer Welt, in der ein Mensch nicht in ein patriarchales Gesellschaftsmodell mit geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen gepresst wird, gibt es weniger Gewalt. Wenn ich weniger in Hierarchien denke und weniger in Selbstzweifel gerate, weil mein Sosein nicht den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht, habe ich vielleicht auch weniger Wut, weniger Angst, dafür mehr Mut und mehr Mitgefühl. Keine Ahnung, ob das wirklich so käme. Einen Versuch wäre es wert.

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Define! Man, woman, or … other? – English Version

Of course, I can tell man and woman apart!

I see who a man is and who is a woman. Most of the time, your perception probably applies. But is it the obvious answer that’s the correct one? It seems easy at first glance, but it is quite complicated if you want to answer it sincerely. How do we determine whether someone is a man or a woman? At the beginning of 2019, the gender option of other was introduced in Germany, and that started a huge discussion. But what does that mean exactly? Does the term other only refer to intersex people? Are transgender people included in this category? Or is every nonbinary person who has no desire to be a man or a woman somewhere in between? How do we define and experience gender? Do we need to rethink gender? How are we all different individually?

Throughout this post, I will ask you to give me your input. So, let’s get started: How do you see yourself? Are you a typical man, a typical woman? Or are you a bit like me: I am a woman, but when I read clichés about men and women, I can only shake my head or even doubt whether I am really a woman? The stereotypes about women and how I see myself—not even close. I disagree with the attributions, expectations, and judgments that are associated with being female or male. This puzzled and irritated me for a long time. I just couldn’t feel good without making sense of it for myself.

How do you define yourself?

Do you see yourself as typically male or female, or partially agree, or does it not fit you at all?

[su_box title=“Datenschutz“ style=“glass“ box_color=“#587338″]Privacy notice: The survey was created with Pollmaker. Participation is anonymous. Only the IP address is used to see if a person has already voted. [/su_box]

Like other mammals, humans need two sexes to reproduce, unlike, for example, some lizard and fish species. These species also use a form of asexual reproduction, called parthenogenesis or virgin reproduction. It is a natural form of reproduction in which the growth and development of embryos occur without fertilization by sperm. The females clone themselves, and the offspring are identical images of their mothers. Only random gene mutations generate change and adaptation.

There are species that alternate between sexual and asexual reproduction whenever the pressure to adapt is high, for example, in extremely stressful situations, such as droughts, cold and other disasters for the species. The main benefit of sexual reproduction out of two individuals is that mixing two creatures produces a much greater variety of gene combinations.  That is a great advantage from an evolutionary point of view. The downside: for this to work, you need two and they have to find each other first.

Let us consider the human species:

Chromosomal definition of man, woman, other

A new person with a completely unique gene composition emerges from the genes of two people. The genes are located on chromosomes. Each person has 23 pairs of these chromosomes in each cell. The 23rd pair is unique from the others. Because there, besides variant XX, there is also variant XY, previously defined as woman and man. In addition, there are many other variants. People can have more than two sex chromosomes (i.e., XXX, XXY, XYY). There may even be one missing (X0). And there are people with incomplete sex chromosomes. What do we call these genders? But let’s be honest: Even if such a definition would work, it is totally impractical. After all, we do not know which chromosomes and genes our „mating“ counterpart carries. And we don’t have to and don’t want to know.

Genes and biology

Most embryos with two X chromosomes develop a uterus, ovaries, a vagina, and a vulva. Most embryos with an XY set of chromosomes form testicles and a penis. But nature likes to play with us sometimes, and so there are many reasons babies are born with ambiguous sexual organs.

In the past, parents were asked to choose if their baby should be a boy or a girl when babies were born ambiguously. Doctors then operated on the baby following the binary standard, so to speak. Fortunately, this is not the case anymore, because such a procedure is basically considered a form of genital mutilation.

There are different genes assigned to various chromosomes, additionally environmental factors play a huge role during development. Research now knows that there are also differences between men and women in other areas, such as our brains. However, the researchers know little about how these differences come about. So, what’s inherent in the genes already? Is this a gender specific feature, or just a difference like an eye or hair color? What differences arise from your interests? What differences develop because we treat people differently because of their gender and have different expectations of them? Our brain develops until our last breath. Research calls this the plasticity of the brain.

So even with this definition, we do not get any further and get stuck.

Okay, time for a new approach:

The functional approach

J. K. Rowling was accused of being transphobic in 2020 after she said women were people who menstruate. I cannot judge whether Rowling is transphobic or if this was just a stupid statement. Blanket statements like these are useless if we want to discover a precise definition of gender. According to this definition, many women would no longer be women, i.e., girls before menstruation or women during menopause. Equally nonsensical are other definitions that just center and focus on organs and their functionality.

Some women have had their uterus removed, and there are men with only one or no testicles. Also, some men and women are infertile. There are also men without body hair.

The functional approach is also useless for a definition. We reached another dead end.

Can we define man and woman by outer appearance?

I can see if someone is a man or a woman. So, let’s try a definition by outer appearance, just based on what we see. What should the primary focus be when defining man or woman? Well: facial hair, body shape, size, the presence or absence of a bosom, curvy body shape, or more angular … and we should probably add some more characteristics that facilitate a quick assessment, whether someone is a man or a woman—on the street or in the office.

But is it reliable and consistent?

Imagine if there were no male or female dress style, styling, and hairstyle rules. The percentage of those you can no longer clearly identify when dressed would increase significantly.

It gets even more interesting when you take a close look at children and the elderly. There, the gender specific characteristics often get blurrier and become less apparent. Of course, this applies to the clothed state, but that’s how we usually see other people.

So, if we wanted to define gender based on appearance, people with clearly visible breasts, wide pelvis, and narrow waist would be women. Many fashion models would not qualify as a woman: too thin, too tall, and too angular.

Men would then be defined as people with visible facial hair and a v-shaped torso. Even this definition would narrow down the percentage of people who are still considered men significantly.

It would still require clear defining parameters: Is it minimum cup size for women, minimum breast circumference for men?

Let’s try a definition based on behavior

The fact that I was often mistaken for a boy when I was a child had a lot to do with how I behaved, what I enjoyed, what I was interested in: wreaking havoc, climbing, testing my strength, whittling, building ships in my dad’s workshop, Lego, trains, and creating new worlds.

I did not like dolls, and mom’s kitchen was boring. Whittling, woodworking, using a saw, hammering, anything involving tools was much more exciting. But I grew up in a Catholic village. Gender roles and expectations were pretty clearly defined for boys and girls. Me being in dad’s workshop was only tolerated as long as there were no other more important household and kitchen chores to do. I could hand my Dad the tools, but the idea of showing me how they all work and then letting me do it, I think that was too far-fetched for my father; he never even thought about that. I was a girl, not a boy, much to my dismay. Sociology refers to this process of educating men and women as doing gender.

If genders were assigned by behavior, I would be considered more man than woman, or possibly maybe somewhere in between. When I read stereotypical books about how men and women are supposed to be, I have to ask myself: Hey Sigi, are you sure you’re a woman? Maybe you better check to make sure!

I am what I am, and that’s good. I am decisive and creative and want to move forward. I want to develop solutions, change the world, have fun. I enjoy hiking, nature, and find hardware stores exciting, even if I don’t understand everything you can buy there. But they inspire me. The color palette in the drugstore, on the other hand, does not appeal to me at all.

In the fall of 2019, I needed makeup for a photoshoot, nothing too colorful, just essential makeup to be in front of a camera. First, my hairdresser’s male apprentice had to consult us because he knew more than both (females) of us together. Then when I stood in front of the color wall with all the makeup choices in my local DM (drugstore), I was completely overwhelmed and thought: I can distinguish wood screws from metal screws, but how the hell am I supposed to figure this out?

Define! What is innate? What is acquired (learned/taught) behavior?

Such perceptions of man or woman are often so predominant in our minds that we perceive much of what is innate about us as natural.

What, for example, is unmanly about a man painting his nails? Why is it considered unfeminine when a woman has no desire to put on makeup? Everyone should be able to do what they want: wear skirts or trousers, put on makeup or not, prefer high heels, or flat shoes. And why do we need to assign gender specific values to clothes? Our idea of and the expectation of gender-typical behavior goes so far that, for example, graves of highly decorated Vikings were only attributed to men.

People simply could not imagine a woman going to war as a fearless leader. New genetic forensic methods revealed this falsity and proved that (formerly assumed) powerful male warriors were actually powerful female warriors.

It’s your turn again: What statements have you heard yourself, or do you know, how are children brought up with the gender specific role models of man or woman?

This is what girls and women hear:

What statements do girls and women get to hear, but guys and men tend not to? You can agree to statements that are already here and add your own. You can choose up to three statements.

 

That's what guys and men hear

What statements do boys and men get to hear, but girls and women tend not to? You can agree to statements that are already here and add your own. You can choose up to three statements.

Where are you on the spectrum?

The bottom line is: There are many measurable differences between men and women. They are scientifically verifiable. The problem is that it remains unclear how they develop. What is innate? What do we acquire over time? So, what is the cause, the underlying reason, the root cause of this interaction?

Anyone who closely follows the Youtube channel Mailab has learned from Mai Thi Nguyen-Kim that biological facts also have social causes. This includes hormone regulation. Even scientists assumed until recently that women are better equipped to care for children because they produce more oxytocin. Today, we know better. Oxytocin is formed when a person takes care of small children. This means that men also develop the cuddle hormone oxytocin when they are actively involved, hands-on fathers. Hormones are regulatory elements in the human body that are produced when they are needed.

We all have innate qualities that have masculine or feminine connotations. Sometimes we conform with common stereotypes, sometimes they don’t fit at all. When you look at yourself, your appearance, your behavior, your essence — basically your being, as seen by society’s concepts of masculinity and femininity: Where do you see yourself on a scale of 1 to 9. 1 is extremely male, 9 extremely feminine.

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Where between extremely male and extremely female do you see yourself?

After you have voted, you will see the results of how everyone voted.

Should each individual define themselves whether they are a man, woman, or other?

There are many voices, especially in the LGBTQ+ community, that each person should decide for themselves whether they are male, female, or other, for example nonbinary, or whether they are a man today and a woman tomorrow, and the day after…When I look at the failed attempts at a contemporary definition of gender, this is one obvious solution.

But even that solution has its problems. The fact remains that while men are more likely to be victims of violence than women, men are also the ones from whom much of the violence originates: assault, rape, femicide. At least that’s how it is today.

Of course, women have a right to be protected from such attacks. And it goes without saying that especially those who have experienced violence need shelters that are not accessible to just anyone.

Of course, gender queer nonbinary people also need protection. Intersexual and transgender people are also often victims of violence caused by toxic masculinity, as are women.

But if every person is simply allowed to decide: Today I am… and therefore gets access to protective spaces, it could potentially be a gateway toward misuse and abuse of this very freedom. This would apply to men’s domestic shelters, where men must be protected from women who abuse them, as well as in the more common version of women’s shelters, where women seek refuge, escaping from male violence.

This is an important reason some feminist groups are so opposed to the idea of just having a self-labeled identity.

The subject matter remains complicated. The interests of nonbinary people are just as deserving of protection as those of all other people. We need to talk. We need to listen to each other. We need to reflect. And we need to be fearless and creative in finding ways that are acceptable and work for everyone.

I have a dream: In a world where a person is not forced into a patriarchal social model with gender specific role assignments, there is less violence. If I think less in hierarchies and have less self-doubt because who I am doesn’t fit society’s expectations, I might have less anger, less fear, and more courage and compassion. I don’t know if that would really happen. But it’s worth a try, don’t you think?

Künstlerin

Sigi Lieb, gesprächswert, Portrait

Sigi Lieb ist die Inhaberin von gesprächswert und Initiatorin des Kunstprojektes Alle(s) Gender oder was?! Sie lebt in Köln. Beruflich befasst sie sich mit dem Zusammenspiel von Sprache, Mindset und Kommunikation. Sigi liebt es, Dinge und Themen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Schon als Kind hing sie gerne kopfüber an der Turnstange. Auch in ihren Fotos sucht sie besondere Perspektiven und setzt Teile der Welt in ein neues Licht. Solche Betrachtungen empfindet sie als Chance und Gelegenheit, neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Sigi Lieb is the owner of gesprächswert and initiator of the art project Alle(s) Gender oder was?! She lives in Cologne. Professionally, she studies/examines the relationship between language, mindset, and communication. Sigi loves to look at life from different perspectives. Even as a child, she liked to dangle upside down on the playground. This approach also inspires her photography: She looks for different angles and presents these perspectives in a new light. For her, these observations and nuances are a chance and an opportunity to gain new insights.

Du willst mehr wissen?

Hier einige Videos über Männlichkeiten und Weiblichkeiten oder was wir dafür halten:

You want to know more? Here are some videos about stereotypical masculinity and femininity, or what we think they are (german):

Mailab

Y-Kollektiv

Zur Übersichtsseite Alle Gender – Online-Kunstausstellung.

Divers