Der Begriff Resilienz ist zum Buzzword geworden. Unter dem Etikett wird allerhand verkauft, leider auch Angebote, die wenig bis nichts mit Resilienz zu tun haben. Daher hier zunächst einmal, was Resilienz nicht ist: Selbstoptimierung.
Höher, schneller, weiter, besser, mehr… das sind die Adjektive, die unsere Resilienz herausfordern wie Viren unser Immunsystem. Sie können also nicht das Ziel von Resilienz sein. Und wenn dir so etwas begegnet, hinterfrage kritisch, worum es wirklich geht.
Resilienz hat viel mit Selbstakzeptanz zu tun, mit Selbstbeobachtung, mit Ruhe und Einkehr und damit, die Energie nicht nutzlos verpuffen zu lassen, sondern auf das zu lenken, was wir beeinflussen können. Resilienz nimmt Rücksicht auf den eigenen Energiehaushalt, das eigene Sosein, die eigenen Wünsche und Ziele.
Das Konzept wird oft mit den sieben Säulen der Resilienz beschrieben.
1. Der Glaube an die eigene Kraft
Der Glaube an die eigene Kraft, auch Selbstwirksamkeit genannt, ist ein wichtiger Resilienzfaktor. Denn wenn ich glaube, etwas bewirken, also verändern zu können, fällt es mir leichter, die Opferrolle zu verlassen und Ohnmacht in Macht zu verwandeln.
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2. Akzeptanz dessen, was ist
Die Akzeptanz dessen, was ist, ist die Voraussetzung, es ändern zu können. Das hat mal eine sehr kluge Frau zu mir gesagt und damit einen weiteren wichtigen Resilienzfaktor beschrieben. Denn erst dann, wenn ich akzeptiere, was ist, kann ich die Realität und das Jetzt wirklich analysieren und schließlich verändern.
3. Den Blick auf Lösung und Besserung richten
Der Blick auf das Problem ändert nichts. Der Blick auf die Lösung setzt Energien und Ideen frei. Wem nützt es schon, dauernd den Schuldigen oder die Schuldige zu suchen oder rückwärtsgewandt „hätte, hätte, Fahrradkette“ zu spielen? Deswegen ist die Lösungsorientierung ein wichtiger Resilienzfaktor.
4. Das halbvolle Glas ist gesünder als das halbleere
Hilfreich ist dabei eine positive Vorstellung von der Zukunft, dass sich alles zum Guten wenden wird, dass etwas gelingen wird, nicht als Träumerei oder Märchenstunde, sondern im Sinne eines realistischen Optimismus, der kleine Ziele und Schritte gestalten, erreichen und feiern hilft.
5. Verantwortung für das eigene Tun übernehmen
Mal heißt es Selbstregulation und Selbstfürsorge, mal Handlungskontrolle. Ganz simpel formuliert kann man sagen: Verantwortung für das eigene Tun übernehmen. Unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier und oft schneller, als wir uns wünschen. Resilienz trainieren heißt hier: Tempo drosseln, die eigenen Muster erkennen, hinterfragen, ändern. Das braucht Zeit und Übung.
6. Wir sind nicht allein, sondern Teil eines Ganzen
Und natürlich fällt uns das leichter, wenn wir nicht alleine sind, wenn wir Unterstützung erfahren und uns in unserem Beziehungsnetzwerk gehalten fühlen. Deshalb ist die Qualität unserer Beziehungen ebenfalls ein wichtiger Resilienzfaktor
7. Ziel und Kompass geben Orientierung
Und schließlich brauchen wir eine Vorstellung davon, wie unsere Zukunft aussehen soll. Das hilft uns, heute die Weichen zu stellen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Du kannst deine Resilienz stärken und trainieren
Mit Resilienz ist es wie mit dem Sport oder der gesunden Ernährung. Natürlich bringt jeder Mensch eine Konstitution mit, die ihn empfänglicher macht oder robuster. Aber das Talent alleine reicht nicht. Es muss auch eingesetzt und trainiert werden. So ähnlich ist es auch mit der Resilienz.
Es gibt jeden Tag 1.001 Gelegenheiten, den eigenen Umgang mit sich, dem Leben und Anderen zu reflektieren und die eigene Resilienz zu trainieren und zu stärken.
Und wie im Sport aus ehemals vermeintlich unsportlichen Menschen wahre Talente werden, so können sich ehemalige Sportskanonen zu schlaffen Couchpotatoes wandeln.
Bild: Sigi Lieb