Suche
Suche Menü

Sprache: Anglizismen richtig schreiben Teil 2 – Verben konjugieren

Anglizismen: Verben konjugieren

In den letzten Jahren sind viele Verben aus dem Englischen eingewandert oder wurden von englischstämmigen Wörtern abgeleitet: Wir simsen inzwischen nur noch selten, weil wir meistens chatten. Wir canceln Termine, googeln Informationen und chillen zur Entspannung. Wie sollen wir umgehen mit diesen Anglizismen in Verbform? Vor ein paar Tagen habe ich euch erklärt, welche Regeln für Nomen gelten, die aus dem Englischen migriert sind. Heute sind die Verben an der Reihe.

Anglizismen Anglizismen | Konjugation | Sprache Sprache und Sprachwandel, Rechtschreibung und inklusive Sprache

Anglizismus-Verben werden nach deutschen Regeln konjugiert

Die gute Nachricht: Anglizismus-Verben werden nach deutschen Regeln konjugiert. Du musst also nichts Neues lernen, sondern darfst die normalen Regeln anwenden. In der Grundform, dem Infinitiv, bedeutet das oft, dass am Ende das E und das L getauscht werden.

• to cancle – canceln
• to handle – handeln
• to recycle – recyceln

Bei Verben mit anderen Endungen wird einfach die normale deutsche Verbendung –en beziehungsweise –n angehängt: liken, downloaden, chatten, skaten, jobben, layouten, chillen, mailen oder spoilern.

Auch Verben, die sich aus anderen Wortarten ableiten, beugen sich diesen Regeln: simsen, googeln.

Ich weiß nicht, ob simsen im Englischen ein Wort ist, vermutlich nicht. Im Deutschen klingt es wie ein Anglizismus und leitet sich von SMS, der Textnachricht ab. Gleiches gilt für googeln, abgeleitet von dem Namen der Suchmaschine Google.

Trennbare Verben orientieren sich an der Betonung

Nun gibt es die Sonderform der trennbaren Verben auch in der Anglizismusvariante. Menschen, die Deutsch als Fremd- oder Zielsprache lernen, bekommen bisweilen an dem Beispiel umfahren erklärt, woran sie erkennen, ob ein Verb trennbar ist.

  • Ich umfahre den Pfosten.
  • Ich fahre den Pfosten um.

Wo ist der Unterschied? Der liegt in der Betonung. Höre mal genau hin. Umfahren betont den Verbstamm und bleibt zusammen. Umfahren betont die Vorsilbe, das Präfix, und wird getrennt. Das kannst du genauso bei englischen Verben anwenden:

  • Verlinken betont den Verbstamm. Daher heißt es: Ich verlinke, du verlinkst und so weiter.
  • Downloaden betont das Präfix. Also heißt es: Ich loade down, du loadest down und so weiter.

Das klingt allerdings ziemlich bescheuert in deutschen Ohren. Daher verwenden wohl die meisten das entsprechende deutsche Verb herunterladen. Ich lade herunter.

Weitere trennbare Verben mit englischem Migrationshintergrund sind zum Beispiel: anflirten, anturnen, auschecken, einloggen, ausloggen. Überall wird das Präfix betont, also handelt es sich um trennbare Verben.

Die Konjugation von Anglizismen im Präsens

Die häufigste gebrauchte Zeit ist das Präsens. Auch hier werden Verben, die aus dem Englischen migriert sind, genauso behandelt wie deutsche Verben:

Beispiel layouten:

  • Singular: ich layoute, du layoutest, er/sie/es layoutet
  • Plural: wir layouten, ihr layoutet, sie layouten

Gleiches bei liken

  • Singluar: ich like, du likst, er/sie/es likt
  • Plural: wir liken, ihr likt, sie liken

Die Vergangenheitsformen von Anglizismen nach deutscher Konjugation

Wie eingangs erwähnt, orientieren sich auch Verben mit englischem oder englisch-klingendem Migrationshintergrund an deutschen Grammatikregeln – und zwar, an den einfachen. Während es im Deutschen viele starke Verben gibt, bei denen sich in der Konjugation die Vokale ändern, gelten die Anglizismusverben als schwache Verben. Das heißt: Der Wortstamm bleibt gleich.

  • canceln, cancelte, gecancelt
  • chatten, chattete, gechattet
  • chillen, chillte, gechillt
  • downloaden, downloadete, downgeloadet
  • googeln, googelte, gegoogelt
  • handeln, handelte, gehandelt
  • jobben, jobbte, gejobbt
  • layouten, layoutete, gelayoutet
  • liken, likte, gelikt
  • mailen, mailte, gemailt
  • managen, managte, gemanagt
  • shoppen, shoppte, geshoppt
  • simsen, simste, gesimst
  • spoilern, spoilerte, gespoilert
  • upgraden, upgradete, upgegradet
  • und so weiter

Aber woher weiß ich, wo das „Ge“ hingehört, ob es also gecancelt heißt oder upgegradet und was ist mit den anderen Partizip-II-Varianten, wie gezwungen oder verbunden oder verpeilt?

Schauen wir uns die Partizipien genauer an:

Partizipbildung von Anglizismus-Verben

Zunächst mal vorneweg: Es gibt zwei Sorten von Partizipien, I und II. Partizipien sind Verbformen, die für unterschiedliche Zwecke in der Sprache gebraucht werden. Das Partizip II, um das es hier geht, braucht man zum Beispiel für das Perfekt, also die häufigste Vergangenheitsform in der deutschen Sprache.

Im Grunde gibt es drei Formen, nach denen das Partizip II bei Anglizismen gebildet wird:

  • Für die meisten Verben gilt: vorne ein ge- anhängen und hinten mit –t schließen: gechillt, gespoilert, gegoogelt und so weiter.
  • Bei trennbaren Verben kommt die Partizipkennung –ge- hinter die Vorsilbe und vor den Verbstamm: downgeloadet, upgegradet, ausgecheckt, ein- oder ausgeloggt
  • Und dann gibt es noch Verben, die ohne -ge auskommen. Das betrifft die zusammengesetzten nicht-trennbaren Verben, wie zum Beispiel verlinken, refurbishen, recyceln oder providen. Hier wird lediglich mit –t geschlossen: verlinkt, refurbisht, recycelt, providet.

Anglizismen im Perfekt mit haben oder sein?

Das Perfekt im Deutschen wird mit haben oder sein gebildet. Und bei den Anglizismen gilt auch hier: einfach deutsche Regeln anwenden.

Die allermeisten Verben werden mit haben gebildet. Das gilt auch für Anglizismen.

  • Ich habe gechillt, gechattet, gelikt.
  • Ich habe etwas recycelt, upgegradet, gehandelt.

Wenige Verben werden mit sein gebildet. Das betrifft Verben, die eine Zustandsänderung beschreiben und viele Verben der Bewegung.

  • Ich bin gesurft, gejoggt.

Streng genommen gibt es hier auch noch Unterschiede, je nachdem, wo im DACH-Raum man sich befindet. Denn manche Verben dürfen mit haben oder sein gebildet werden. Aber das führt hier zu weit.

Verwechslungsgefahr: Verben mit und ohne Objektergänzungen

Nun gibt es bei den Verben mitunter viele Varianten. Und manchmal wandert ein Anglizismus ein, für den es ein buchstabengleiches bereits existierendes deutsches Wort gibt: handeln zum Beispiel.

Wenn ich das Wort handeln alleine lese, kann ich nicht erkennen, ob das das alte deutsche Verb handeln mit A gemeint ist oder der Anglizismus etwas handeln mit Ä. Hast du den Unterschied gemerkt? Während der eine Begriff alleine steht, braucht der andere eine Objektergänzung.

  • Das Verb handeln (mit A) kommt ohne Ergänzung aus. Ich handle. Das ist ein vollständiger Satz. Handeln gehört zu den Verben, die ohne Objekt auskommen, wie sein, lesen oder essen.
  • Das Verb handeln (mit Ä) braucht eine Akkusativergänzung. Ich handle unser Vorhaben.

Die deutsche Grammatik kennt verschiedene Objektergänzungen. An ihnen erkennst du, ob du Akkusativ, Dativ oder Genitiv oder spezielle Präpositionen brauchst. Aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Blogbeitrag.

[su_box style=“glass“ box_color=“#587338″ title=“Wie gut ist deine Rechtschreibung? Teste selbst.“]

Rechtschreibung: Selbsttest – 16 Fragen

[/su_box]

Denk an deine Leser*innen und höre auf dein Bauchgefühl!

Dieser Artikel zur Verbkonjugation von Anglizismen ist der dritte in meinem Blog, der sich mit dem Thema Anglizismen befasst. Zeit für eine kleine Zusammenfassung:

Wenn du die Artikel gelesen hast, weißt du: Ich habe zu Anglizismen ein entspannt-kritisches Verhältnis.

Einerseits ist Sprachwandel normal und Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Ich verwende selbst oft Anglizismen und andere Fremdwörter, einfach weil sie Teil meines aktiven Wortschatzes geworden sind und sich normal anhören.

Andererseits werden Anglizismen unüberlegt benutzt und erschweren so Verständnis und Kommunikation. Hier unterscheide ich zwei verschiedene Sorten von problematischen Verwendungen:

Fachbegriffe in Fachkreisen sind ok. Sie helfen präzise zu kommunizieren. Aber oft werden sie in fachfremde beziehungsweise andere Fachkreise getragen und dort verursachen sie das Gegenteil: Sie erschweren das Verständnis und verwischen die Klarheit.

Ein Beispiel: Marketingleute reden von User- oder Customer-Centricity und verwenden für Nutzer- oder Kundenorientierung ein Wort, das die meisten der Gemeinten nicht kennen oder eher eine ungefähre Vorstellung haben, wovon der Marketingmensch spricht. Eine Wortwahl, die am Publikum vorbeigeht, ist nur leider gar nicht kunden- oder nutzerzentriert. Hier sagt also jemand etwas und tut das Gegenteil.

Im öffentlichen Raum und in gemischten Gruppen, wie sie auf Social-Media-Plattformen üblich sind, solltest du daher sparsam mit Fachwörtern umgehen oder sie zumindest erklären. Ich habe das in diesem Blogbeitrag mit den Latinismen der deutschen Grammatik versucht. Einige von euch wissen, was ein Präfix ist, andere nicht. Aber jede*r dürfte das Wort Vorsilbe verstehen. Indem ich beide Begriffe verwende, versuche ich die zu achten, die diese Wörter kennen und als Fachsprache erwarten, ohne die auszuschließen, die sie nicht kennen.

Die dritte Variante ist die Unnötigste und die, die am meisten über ihren Absender erzählt: Anglizismen, die benutzt werden, um sich darzustellen, um irgendwie schick, hipp oder wichtig zu wirken oder als verbales Pepperl (Aufkleber, Sticker) für SEO auf irgendein Produkt oder eine Dienstleistung geklebt werden. Hier passieren die meisten Pannen und Fehler. Hier droht der größte Schaden für die eigene Reputation. Also am besten sein lassen.

Du bist gut, wie du bist. Sei du selbst. Vertraue dir. Beachte den Kontext und dein Publikum. Wenn du wirklich deine Zielgruppe in den Mittelpunkt stellst, bombardiere sie nicht mit Fremdwörtern. Achte auf dein Bauchgefühl. Wenn du unsicher bist, schlag nach oder verwende stattdessen ein anderes Wort, eines, das du sicher beherrschst.

Hilfreiche Links:

Wenn du nicht weißt, wie etwas geschrieben wird, schlag im Duden nach. Er ist das offizielle Regelwerk. Auf der Seite Verbformen.de findest du alle Konjugationsformen der meisten Verben sowie viele Deklinationen*. Bei der Webiste Korrekturen.de gibt es eine eigene Rubrik, die sich häufigen Rechtschreibfehlern widmet.

* Kurzes Fremdwort-Backup: Das Beugen von Verben nennt man Konjugation. Die Veränderungen anderer Wortarten nennt man Deklination. Der Überbegriff für alle heißt Flexion.

Wie gut bis du bei deiner Rechtschreibung? Unterstützt Sie deine Reputation oder schadet sie Ihr? Machst du typische Fehler, die du leicht verhindern kannst? Lass checken.

Bildquelle: 3-D-Männchen, pixabay, Peggy_Marco – bearbeitet von Sigi Lieb

Teile/Teilen Sie diesen Beitrag:

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.