Können Rechtschreibregeln leicht und fröhlich sein? Kann Rechtschreibung Spaß machen? Das kommt ganz darauf an. Mit Annika Lamer würde ich sagen, ja. In ihrem Buch „Rechtschreibung klipp und klar erklärt“ zeigt sie die wichtigsten Rechtschreibregeln und ihre Ausnahmen unterhaltsam und mit vielen Merkhilfen.
Rechtschreibregeln logisch geordnet
Vielleicht kennst du das: Du fragst dich, ob ein bestimmter Begriff groß- oder kleingeschrieben wird, zusammen oder getrennt oder ob das jetzt im Dativ stehen muss oder im Akkusativ oder gar im Genitiv. Ist das jetzt im Singular oder im Plural richtig? Von den linguistischen Fachbegriffen oder wie die Regel heißt, nach der du suchen sollst, hast du aber keine Ahnung.
Das ist ein großer Vorteil von „Rechtschreibung klipp und klar erklärt“. Die Autorin Annika Lamer gliedert die Kapitel nicht nach linguistischen Fachbegriffen, sondern nach den Fragen, wie wir uns beim Schreiben stellen und schafft damit einen intuitiven Zugang.
So findest du auch ohne Fachwort-Expertise schnell die passenden Rechtschreibregeln:
- Groß oder klein?
- Zusammen oder getrennt?
- Grammatik-Hürden
- Anglizismen und andere Fremdwörter
- Datums- und Zeitangaben
- Zeichen, Symbole und Abkürzungen
Die Unterkapitel gliedern sich dann zum Beispiel so, wie bei der Getrennt- und Zusammenschreibung:
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- Substantivverbindungen
- Verbverbindungen
- Adjektiv- und Partizipverbindungen
- Typische Zweifelsfälle
Also einige Fachbegriffe brauchst du schon. Du solltest wissen, was ein Substantiv ist oder ein Verb. Und wenn nicht, am Ende des Buches ist ein Glossar, der dir diese Sprachphänomene anhand praktischer Beispiele erklärt.
Rechtschreibregeln im Erzählton
Im Unterschied zu gängigen Grammatiken und Regelbüchern fällt bei Annika Lamers Buch der unterhaltsame Stil auf. Wie kann das sein? Unterhaltung bei Rechtschreibregeln?
Lamer beginnt jedes Kapitel mit einer kleinen Geschichte. Die Figuren Gerrit und Sina begleiten die Leser*innen durch das Buch. In kleinen Dialogen wird damit das jeweilige Thema anhand praktischer Alltagssprache eingeführt.
Im Folgenden erklärt die Autorin die Prinzipien und Regeln, warum etwas so oder so geschrieben wird, welche Bedeutungsunterschiede es gibt, welche Ausnahmen. Und wo du die Wahl hast. All dies geschieht immer anhand von Beispielsätzen. Die relevanten Begriffe sind dabei rot geschrieben so dass sie auffallen. Auch sonst unterstützt das Layout beim schnellen Überblick und Zurechtfinden.
Am Ende eines jeden Unterkapitels stehen relevante Merksätze.
Zum Beispiel bei der Frage, ob “rot“ klein- oder „Rot“ großgeschrieben wird:
„Kann ich eine Farbe mit wie erfragen, schreibe ich sie klein. Auf die Frage mit was folgt Großschreibung. Weitere Merkhilfen: Nach einer Präposition schreibe ich immer groß, in festen Verbverbindungen klein.“ (Seite 81)
Oder die Frage: zusammen oder getrennt?
„Zusammengesetzte Substantive – egal, aus welchen Bestandteilen sie bestehen – schreibe ich zusammen oder mit Bindestrichen. Ich merke mir insbesondere die Schreibweise E-Mail-Adresse.“ (Seite 96)
Rechtschreibregeln für Newbies und Nerds
Das Buch eignet sich aber nicht nur für alle, die seit ihrer Schulzeit das Gefühl haben, mit den Rechtschreibregeln auf Kriegsfuß zu stehen. Auch für Nerds gibt es viel Wissenswertes bei kniffligen Fragen.
Denn auch Leute wie ich, die selbst Blogbeiträge mit Rechtschreibtipps schreiben und Rechtschreibregeln erklären, stehen hin und wieder vor der Frage: Wie wird das jetzt richtig geschrieben? Eine Netzwerk-Kollegin fragte neulich danach, wo es Tipps für Erbsenzähler*innen gibt. Auch die werden in „Rechtschreibung klipp und klar“ fündig.
Neu für mich war zum Beispiel, dass es Ausnahmefälle gibt, in denen Nomen mit einem Kleinbuchstaben beginnen. Nämlich dann, wenn es sich um eine offizielle Abkürzung mit einer festgelegten Schreibweise handelt, zum Beispiel pH-Wert, dann ist die offizielle Schreibweise maßgeblich. (Seite 88). Analog dazu gibt es Ausnahmen, in denen Adjektive großgeschrieben werden, zum Beispiel EU-weit oder US-amerikanisch (Seite 340). Ich habe mich hier bisher an den Standard nach Wortart gehalten (Nomen groß, Adjektive klein).
Aber Annika Lamer schreibt:
„Geht die Abkürzung eine Verbindung mit einem anderen Wort ein, setzen Sie einen Bindestrich. Die Groß- und Kleinschreibung der Abkürzung bleibt erhalten, auch wenn dies nicht der neuen Wortart entspricht.“ (Seite 340)
Und wer in dieser Frage noch tiefer einsteigen will, kommt zu Fällen, wo die Rechtschreibregeln strittig oder unklar sind. Etwa dann, wenn das Wort pH-Wert am Satzanfang steht. Dann muss es doch großgeschrieben werden. Oder doch nicht? Aber das ist dann wirklich der Bereich Grammatik-Nerd. Im Zweifel schreibe ich konsequent Satzanfänge groß oder ich stelle den Satz um und umgehe das Problem.
Es gilt ja trotzdem fast immer: Adjektive und Verben klein, Nomen groß, auch wenn der Buchstabe vorneweg eine Abkürzung darstellt, zum Beispiel: E-Mail, T-Shirt oder H-Milch. Dabei sind E-Mail und T-Shirt Anglizismen. Die Rechtschreibregeln für Anglizismen und Fremdwörtern waren in meinem Blog schon mehrfach Thema. Lamer widmet diesen Fragen ein ganzes Kapitel.
Anglizismen und Fremdwörter richtig schreiben
Eine typische Fehlerquelle sind Pluralbildungen von Anglizismen mit Y-Endung, wie Baby, Hobby oder Party. Im Deutschen wird einfach ein S angehängt: Babys, Hobbys, Partys (Seite 248).
Lamer beantwortet Fragen nach Groß- und Kleinschreibung, der Genitivbildung bei Fremdwörtern und die Frage, welches Genus zu einem Fremdwort gehört. Die Genus-Zuweisung richtet sich wahlweise nach dem Genus in der Herkunftssprache, dem Genus eines deutschen Wortes mit ähnlicher Bedeutung oder dem Klang (der Endung, der Phonetik). Das führt dazu, dass die Genusbildung nicht immer eindeutig oder klar ist. Vor ein paar Jahren habe ich mir ein Buch angesehen und rezensiert, dass sich nur und ausschließlich mit den Genusregeln befasst, insbesondere für Leute, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Viel Raum nehmen die Rechtschreibregeln ein, die sich auf die Getrennt-, Zusammenschreibung und Kopplung von Anglizismen beziehen.
Die wichtigste Regel aus diesem Bereich: Wenn Anglizismen oder Fremdwörter aus mehr als zwei Wortteilen bestehen, gilt (fast immer) eine Kopplungspflicht.
Also
- Social Media, aber Social-Media-Kanal
- Worst Case, aber Worst-Case-Szenario
- Latte macchiato, aber Latte-macchiato-Glas
Und sie gibt uns eine wichtige Regel für die Groß- und Kleinschreibung mit:
„Auch längere Anglizismus-Verbindungen muss ich koppeln oder zusammenschreiben. Beim Koppeln schreibe ich den ersten Buchstaben und die enthaltenen Substantive groß, die sonstigen Bestandteile klein.“ (Seite 267)
Unsere Sprache benutzt auch zahlreiche Verben, mit echtem oder gefaktem Migrationshintergrund. Verben werden nach deutschen Konjugationsregeln gebeugt: gefakt, gelikt, refurbisht, downgeloadet.
Fallstricke und Sonderfälle in der deutschen Grammatik
Die deutsche Sprache ist reich, lebendig, beweglich und voller Ausnahmen, Varianten und Interpretationsspielraum bei den Rechtschreibregeln. Dazu kommt, dass sich der Sprachgebrauch von Usedom bis Bozen oder von Graz bis Sylt auch in der hochdeutschen Grammatik unterscheidet. Der Rechtschreibrat als oberstes Gremium über die Rechtschreibregeln hat nur eine deskriptive Aufgabe. Er beobachtet den Sprachgebrauch und entwickelt die Regeln behutsam weiter. Und das spiegelt sich in den Rechtschreibregeln wider.
Es gibt zahllose Ausnahmen von der Regel oder Mehrdeutigkeiten. Manchmal hängt die Schreibweise von der Interpretation ab, beinhaltet also einen inhaltlichen Unterschied, manchmal ist sie frei wählbar, häufig verbunden mit einer Duden-Empfehlung.
Was zum Beispiel gilt, wenn es mehrere Subjektteile gibt, geht es dann im Singular oder im Plural weiter?
Beispiele:
Hier ist der Singular üblich, der Plural aber auch erlaubt:
„Sowohl die Unterkunft als auch die Umgebung hat/haben mir gut gefallen.“
Hier ist Plural besser:
„Weder die Unterkunft noch die Umgebung haben mir gefallen.“
Hier ist der Singular besser:
„Leider hat mir weder die Unterkunft noch die Umgebung gefallen.“
Und wenn es gemischt ist, sagt Lamer, dann geht es danach, was näher am Verb ist:
„Sowohl die Unterkunft als auch die Freiheitmöglichkeiten haben mir gut gefallen.“
„Sowohl die Freizeitmöglichkeiten als auch die Unterkunft hat mir gut gefallen.“
(Seite 182f)
Das ganze Buch und alle Erklärungen werden begleitet von solchen Beispielen. Dabei erklärt Lamer auch, warum manchmal beides erlaubt ist oder welche kleine Interpretationsverschiebung darin liegt, sich für A oder B zu entscheiden.
Wenn du ein Grammatik- und Rechtschreib-Nerd bist, findest du an manchen Stellen Details, die du möglicherweise anders bewertest. So leuchtet mir zum Beispiel nicht ein, wieso ich Socialmedia nicht auch zusammenschreiben darf. Ich mach es nach den Verständlichkeitsregeln und den Grundregeln deutscher Grammatik. Und genau das ist ja typisch für das Deutsche. Die Regeln unserer Sprache und Schreibweisen entwickeln sich mit ihrem Gebrauch. Es sind letztlich genau diese kleinen Untiefen in der deutschen Grammatik, die die deutsche Sprache gleichzeitig so reich und vielfältig machen, sie aber eben auch als schwer zu erlernen gilt.
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Ganz egal, wo du mit deinem Rechtschreib- und Grammatikwissen stehst, mit „Rechtschreibung klipp und klar erklärt“ wirst du viele Aha-Effekte haben. Und weil Annika Lamer unterhaltsam schreibt und das Buch nach intuitiven Fragen gegliedert ist, findest du bestimmt schnell, wonach du suchst.
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Annika Lamer
Rechtschreibung klipp und klar erklärt
Mit Leichtigkeit zu korrekten Texten
352 Seiten, Klappenbroschur mit bedruckten Innenseiten
Originalausgabe
Erscheinungstag: 12.10.2022
ISBN 978-3-8321-8200-7
https://www.dumont-buchverlag.de/buch/lamer-rechtschreibung-klipp-und-klar-erklaert-9783832182007/
Titelbild: Sigi Lieb, Buchcover: Dumont