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Sprache: Wie schreibe ich Anglizismen richtig? – Nomen

Anglizismen richtig schreiben - Nomen

Die deutsche Sprache ist sehr tolerant und besitzt große Integrationskraft. Sie nimmt Fremdwörter auf, integriert sie schrittweise und bleibt sich damit treu. Es gab Zeiten, da sprach der Mensch von Welt mehr Latein und Griechisch als Deutsch. Zu anderen Zeiten parlierte die bessere Gesellschaft lieber Französisch. Und heute tummeln sich die Anglizismen in der Sprache, dass man bisweilen die Orientierung verliert, ob das nun ein englischer oder ein deutscher Text sein soll. Die Folge: Sowohl die englische wie die deutsche Sprache leiden. Besonderes im Business-Deutsch, also der Geschäftssprache wimmelt es vor Anglizsmen. Aber wie werden sie richtig geschrieben? Zeit für ein kleines Upgrade deiner Sprache, heute Nomen.

Anglizismen Anglizsmen | Bindestrich | Rechtschreibung Sprache und Sprachwandel, Rechtschreibung und inklusive Sprache

Zusammengesetzte Nomen werden zusammengeschrieben.

Ich nenne Deutsch gerne Legosprache, weil es so leicht ist, durch Zusammensetzen verschiedener Begriffe, neue Wörter zu bilden. Ich dürfte auch Lego-Sprache schreiben, was ich bei einem so kurzen Wort aber für unnötig halte, es ist ja verständlich. Aber niemals Lego Sprache. Das wäre falsch.

Das Prinzip dahinter ist einfach: Was zusammengehört wird zusammengeschrieben. Das gilt für den Hausbau und das Kochbuch, das Gartenwerkzeug und die Blumenkübel. Analog gilt das genauso für Wörter mit englischem Migrationshintergrund: Babysitter und Boxenstopp, Cocktailparty und Charterflug, Shuttleservice, Homeoffice und Dumpinglöhne haben sich längst integriert.

Diese Regel gilt auch, wenn mehr als zwei Wortteile zusammengesetzt werden. Ich darf also Onlinemarketingevent schreiben. Hier wird es aber schnell unübersichtlich: Leadershipdevelopmentprogramm ist nur sehr schwer zu lesen.

Für bessere Lesbarkeit darf mit Bindestrich gekoppelt werden.

Wenn ein Wort durch die Zusammensetzung mehrerer Worte nur noch schwer lesbar ist, so rät der Duden, die Begriffe zu koppeln, also zu trennen und mit Bindestrich wieder zu verbinden. Dann heißt es Online-Marketing-Event oder Onlinemarketing-Event und Leadership-Development-Programm.

Bei Wörtern wie Make-up und Take-off wird ebenfalls oft die Bindestrichlösung gewählt, obwohl auch Makeup und Takeoff richtig wären, vermutlich wegen der Kombination Nomen-Partikel und der Vokalhäufung in der Wortmitte. Wird eine Abkürzung mit einem Nomen kombiniert, wird ebenfalls gekoppelt, zum Beispiel KfZ-Versicherung oder T-Shirt.

Du kannst dir das vorstellen wie einen Zug. Es gibt Züge, die bestehen aus einem sehr langen Waggon. Und es gibt Züge, da werden mehrere Waggons mit einer Kupplung verbunden. In beiden Fällen ist klar, dass es ein Zug ist, der zusammengehört. Der Bindestrich ist so eine Kupplung, die dem Hirn signalisiert: Das ist ein Wort, lies es als einen zusammengehörigen Begriff.

Wichtig ist es dabei, sinnverstehend zu koppeln: Nehmen wir die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, als Einzelwort kaum noch zu überblicken. Kraft-Fahr-Zeug-Haft-Pflicht-Versicherung ist aber ebenso unverständlich. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung dagegen ist schnell als ein sinnvoller Begriff gelesen und verstanden.

Mit Anglizismen verfahren wir ganz genauso.

Also nicht so:Textbeispiel mit fehlenden Bindestrichen

Sondern so: Hey Linkedin, ich gehe gerade fremd. Ich darf auf einem Xing-Event über Employer-Branding-Videos in KMU sprechen.

Ob der Autor obiger Zeilen wirklich Employer-Branding-Videos meinte oder ich das auch nach mehrmaligem Lesen nicht richtig ordnen konnte, weiß ich nicht. Das fehlende Subjekt im zweiten Satz ist umgangssprachlich ok. Ich mache das selbst oft in Social-Media-Posts. Aber in Kombination mit dem Nomen-Konfetti im Text und dem fehlenden Plural (bzw. fehlendem Artikel) habe ich lange gebraucht, um zu verstehen, dass der Mensch von seinem Vortrag auf einem Xing-Event erzählt.

Er könnte ebenso auf ein Xingevent oder eine Linkedinveranstaltung. Wie gesagt, die Lesbarkeit ist hier der Gradmesser, ob ich zusammenschreibe oder mit Bindestrich kopple.

Wann ist die Getrennt-Schreibung erlaubt?

Eine Getrennt-Schreibung ist dann erlaubt, wenn es sich um Eigennamen handelt, die sind eigen und entziehen sich Rechtschreib- und Grammatikregeln. Deswegen heißen sie Eigennamen.

Und die Getrennt-Schreibung ist erlaubt, wenn Wörter quasi noch nicht integriert sind, sich also überwiegend an ihrer Herkunft orientieren. Großgeschrieben werden müssen Nomen immer, auch wenn sie als Fremdwörter noch ganz neu im Deutschen sind.

Bei Anglizismen werden vor allem Adjektiv-Nomen-Kombinationen getrennt geschrieben. Das entspricht der deutschen Sprachlogik. Wir sagen Social Media und soziale Medien, Paid Content und bezahlter Inhalt. Analog gilt das auch für Personal Branding, Corporate Development oder Public Viewing. Aber Achtung: Social-Media-Post, Public-Viewing-Event (siehe weiter unten).

Erlaubt sind neben der Getrennt- auch die Zusammen- oder Bindestrichschreibung. Spätestens dann, wenn sich ein Anglizismus in die deutsche Sprache integriert hat, empfiehlt der Duden die Zusammenschreibung. Das gilt etwa für Wörter wie Hotspot, Blackbox oder Handout. Wir können also auf den Integrationsprozess warten. Irgendwann schreiben wir dann Socialmedia, Socialselling und Paidcontent.

Wann ist die Kopplung mit Bindestrichen Pflicht?

Spätestens dann, wenn ich verschiedene Wortarten und mehr als zwei oder drei Wortteile zu einem Begriff verbinde, ist die Kopplung die einzige lesbare Alternative.

Die Duden-Regel-26 ist hier unmissverständlich:

„In Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen setzt man Bindestriche zwischen die einzelnen Wörter. Das gilt auch, wenn Buchstaben, Ziffern oder Abkürzungen Teile einer Zusammensetzung sind.“

Beispiele:

  • Der Giro-d’Italia-Gewinner fährt in der 1.-Klasse-Kabine und hält sein Latte-macchiato-Glas in der Hand.
  • Das ist eine Sowohl-als-auch-Sache.
  • Auf Youtube findest du viele Do-it-yourself-Angebote.

Warum ist das wichtig? Weil deine Texte so besser verstanden werden.

Beantworten wir die große Frage nach dem Why, dem Warum. Grammatik und Rechtschreibung dienen keinem Selbstzweck. Die Regeln bilden in der Regel die DNA einer Sprache ab und ihre Kultur. Diese Regeln sind für das Gehirn wie ein Navigationssystem, mit dessen Hilfe die Bedeutung der aneinandergereihten Buchstaben erfasst wird.

Unser Gehirn ist wahnsinnig effizient, aber nur, weil es so ein Gewohnheitstier ist. Wenn es also im Deutsch-Modus läuft, orientiert es sich an deutschen Regeln, selbst dann, wenn der dazugehörige Mensch diese Regeln bewusst gar nicht kennt.

Ich möchte das an einem Beispiel illustrieren: 2016 war in unserer Nachbarschaft eine Familie aus Afghanistan im Kirchenasyl. Die Mutter von vier Kindern durfte in Afghanistan unter den Taliban keine Schule besuchen. Sie hatte also weder in ihrer Muttersprache Dari noch sonst einer Sprache lesen und schreiben gelernt. Ich habe mit ihr ehrenamtlich das deutsche Alphabet geübt. Obwohl diese Frau nie ein Alphabet entziffern gelernt hatte, orientierte sich ihr Hirn dennoch an der Leserichtung, wie sie auf Dari, Farsi und Arabisch üblich ist, nämlich von rechts nach links, nicht von links nach rechts. Ich fand das faszinierend. Das heißt: Diese Frau hatte die Leserichtung gelernt, ohne lesen gelernt zu haben.

Anderes Beispiel: Bei Nonsens-Nomen vergeben wir Muttersprachler*innen zu einem erschreckend hohen Anteil das gleiche Genus und gehorchen offenbar Regeln, die wohl kaum einer von uns wiedergeben könnte. Hier gibt es dazu einen eigenen Artikel.

So wie wir Fahrradpedale treten ohne nachzudenken, gehorchen wir unbewusst einer Sprachlogik. Und so stolpert unser Gehirn, wenn Nomen in englischen Texten groß oder in deutschen klein geschrieben werden. Wenn zusammengesetzte Nomen getrennt und ohne Verbindung geschrieben werden, funktioniert unser Navigationssystem nicht mehr richtig. Diese unverbundenen Wortteile wirken auf unser Gehirn, als ob jemand Silben wie Konfetti über den Text gestreut hat.

Natürlich kann eine Person langsamer lesen, wiederholen, nachdenken und sich die Bedeutung trotz Fehler erschließen. Aber das dauert sehr viel länger. Um im Bild des Navigationssystems zu bleiben: Es ist, wie wenn man anhalten und auf die Karte schauen muss.

In einer Zeit, in der jeden Tag viel mehr Information auf unser Gehirn feuert, als es aufzunehmen und zu verarbeiten bereit ist, trifft das Gehirn viele Negativentscheidungen. Das heißt: Es ignoriert. Oder es versteht eben nur, was auf die Schnelle konsumierbar ist.

Entscheide dich für eine Sprache und schreibe nach ihren Regeln.

In dem Durcheinander von Anglizismen in der deutschen Sprache und englischen Texten beobachte ich, dass sich deutsche Rechtschreibregeln in englische Texte verirren und dort das Verständnis stören und umgekehrt. Dieses Mischmasch erschwert in beiden Fällen das Verständnis. Schreibe englische Texte nach englischen Regeln und deutsche Texte nach deutschen Regeln.

Der kindergarten im Englischen wird klein geschrieben, die Blackbox im Deutschen groß. If I join a social media event, I write it this way. Wenn ich an einem Social-Media-Event teilnehme, dann schreibe ich das so. Bei falschen Freunden hat das noch eine weitere Bedeutsamkeit: „I saw a shooting.“ bedeutet etwas vollkommen anderes als „Ich sah ein Shooting.“ (Schießerei versus Fototermin). Konsequent in der Sprache zu bleiben, hilft beim Verstehen.

Du bist Vorbild für andere in einer diversen und globalen Welt.

Ich beschrieb die Rechtschreib- und Grammatikregeln einer Sprache oben als Navigationssystem einer Sprache. Dieses Navigationssystem hilft nicht nur denen, die es beherrschen. Es hilft auch denen, die die Sprache lernen.

Wir leben in einer diversen, vielfältigen Welt. Immer mehr Menschen lernen Deutsch als Zweit- oder Zielsprache. Wenn wir eine neue, uns fremde Sprache lernen wollen, brauchen wir die Hilfe der Muttersprachler*innen. Je öfter wir mit korrekter Sprachanwendung konfrontiert werden, umso leichter lernen wir, diese Sprache ebenfalls richtig anzuwenden.

Unser Gehirn lernt immer und mit allen Sinnen, das Falsche und das Richtige. Vieles davon, ohne dass uns das bewusst wird. So lesen wir Wörter wie Fotos und speichern sie ab. Wir lernen mit den Augen, wie Rechtschreibung aussehen muss. Aus diesem Wissen wächst eine Verantwortung.

Wenn du weißt, wie es richtig geht, dann schreib es richtig. Wenn du es nicht weiß, bemühe dich darum, Schritt für Schritt besser zu werden.

Wenn wir uns also darum bemühen, richtig zu schreiben, leisten wir einen Integrationsbeitrag und helfen sowohl denen, die Deutsch als Zielsprache lernen als auch denen, die aus anderen Gründen bisher Defizite in Rechtschreibung und Grammatik aufgebaut haben.

Wenn du also in Blogs oder auf Social-Media-Plattformen Inhalte veröffentlichst, trägst du dazu bei, die Rechtschreibkompetenz deiner Leser*innen zu verbessern oder zu verwässern. It’s up to you! Decide to do the right thing.

Anglizismen mit diesen 5 Regeln richtig schreiben:

Zusammengefasst: Nomen aus dem Englischen schreibst du mit diesen fünf Regeln richtig:

  1. Zusammengesetzte Nomen werden zusammengeschrieben.
  2. Der Lesbarkeit wegen können sie durch Bindestriche getrennt werden.
  3. Adjektiv-Nomen-Kombinationen dürfen getrennt geschrieben werden, so lange kein dritter Wortteil dazukommt. Andernfalls gilt Regel 2.
  4. Schreibe deutsche Texte nach deutschen Regeln, englische Texte nach englischen Regeln.
  5. Wenn du unsicher bist oder etwas komisch klingt, schau im Duden nach oder formuliere um.

Sicher gibt es Ausnahmen, die in diesem Beitrag nicht abgebildet sind. Aber mein Ziel ist nicht die 1.000-prozentige Korrektheit, sondern einfache und klare Leitplanken, die sich jede und jeder gut merken kann. Für bessere Kommunikation.

Für Verben gibt es demnächst einen eigenen Blogbeitrag. Trag dich in meinem Newsletter ein, dann wirst du informiert, wenn er online ist.

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Rechtschreibung: Selbsttest – 16 Fragen

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Weiterführende Links:

Hilfreich zum Nachschlagen finde ich diese Seiten:

Der Duden hat einen Artikel speziell zu Anglizismen geschrieben. Und im nächsten Link findest du die kompletten Rechtschreibregeln laut Duden. Auch die Seite Korrekturen.de ist eine hilfreiche Fundgrube bei Unsicherheiten:

 

 

Wie gut bist du? Lass checken, ob deine Rechtschreibung für deine Reputation arbeitet oder dagegen.

Bildquelle: 3-D-Männchen, pixabay, Peggy_Marco

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