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Sprachkampf: Ein Buch über Sprachwandel und Sprachpolitik

Buchtitel Sprachkampf von Henning Lobin mit Tee

Nur tote Sprachen ändern sich nicht. Wörter wandern von einer Sprache in andere Sprachen, neue Wörter werden in den Sprachgebrauch aufgenommen, andere verschwinden. Sprachwandel eben. Wieso tobt immer wieder ein Sprachkampf? Und worum geht es dabei? Sprache ist mächtig und sie ist persönlich. Sprache ist Ausdruck von Wirklichkeitsempfinden, erzeugt Bilder im Kopf und motiviert zu Handlung. In seinem Buch „Sprachkampf“ setzt sich Henning Lobin mit den aktuellen Sprachkämpfen in der deutschen Sprache auseinander, stellt die Akteure vor und ordnet die Argumente fachlich ein.

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Sprachkampf: ein Buch über Sprachwandel und Sprachpolitik

Das Buch Sprachkampf trägt den Untertitel: Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert. In acht Kapiteln legt Henning Lobin dar, welche Personen und Organisationen welche Rolle in den aktuellen Sprachkämpfen spielen. Er hinterfragt die Argumente, die Wortwahl und ordnet sie fachlich ein. Lobin ist Professor für germanistische Linguistik mit den Forschungsschwerpunkten Grammatik, Sprachpolitik und Sprachkritik, fachlich also eine Idealbesetzung für dieses Thema.

Lobin schreibt im Vorwort, worum es ihm geht: Sprache ist der gemeinsame Besitz einer Gesellschaft, sie verändert sich mit ihr und in Debatten über sie scheinen immer auch strittige Fragen in Gesellschaft und Politik durch.

„Entstanden ist ein Buch, das weder ein Fachbuch ist noch ein reines Sachbuch, denn es besitzt auch essayistische Elemente, in die meine eigenen Auffassungen zu den dargestellten Themen eingeflossen sind.“

Sprachkampf besitzt eine enorme fachliche Tiefe. Sie schillert immer dann auf, wenn Lobin mit Leichtigkeit historische Bezüge nennt oder Aussagen einordnet. Dabei schreibt er in einem Stil, der auch für Nicht-Linguist*innen gut zu verstehen ist. Lobin bedient sich einer sachlichen, dokumentarischen Sprache, was die Kampfrhetorik der zitierten Quellen umso heftiger wirken lässt.

Sprachkampf: von Anglizismen, über Gendern bis Rechtschreibreform

Lobin beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten des Sprachwandels und den Kämpfen darum, darunter:

  • der Kampf gegen Fremdwörter, besonders Anglizismen,
  • die Initiative, Deutsch ins Grundgesetz zu schreiben,
  • die Rechtschreibreform,
  • die Diskussion um politisch korrekte Formulierungen und
  • als zentrales Beispiel ausführlich behandelt, der Kampf um gendergerechte Sprache.

Lobin benennt Akteure, Medien und Positionen, macht Vernetzungen transparent und verweist auf historische, politische oder ideologische Bezüge.

Der Sprachkampf um geschlechtergerechte Sprache

Der Debatte um gendersensible Sprache widmet Lobin ein ganzes Kapitel. Im Grunde, so schreibt er, handelt es sich um zwei Debatten:

  • Einerseits geht es um die Sichtbarmachung und sprachliche Gleichbehandlung von Frauen. Diese Debatte nahm ihren Anfang in den 70er Jahren mit der feministischen Linguistik.
  • Andererseits geht es um die Sichtbarmachung von Geschlechtern auch über diese binäre Ordnung hinaus. Dynamik erfuhr dieser Teil der Debatte mit der Änderung des Personenstandsrechts Ende 2018.

„Besonders die FAZ hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Beiträgen der emeritierten Germanistik-Professoren Peter Eisenberg und Helmut Glück gegen die geschlechtergerechte Sprache Einspruch zu erheben.“

Lobin listet sowohl die Argumente für gendersensible Sprache auf, wie auch die Argumente, die für das generische Maskulinum ins Feld geführt werden. Er stellt den Diskurs der letzten Jahre dar und zitiert viele Autor*innen zum Thema sowie ihre Quellen.

Auffallend oft fallen in Positionen von Gendergegner*innen Begriffe, die daraufhin deuten, dass die Äußerungen nicht zu einer sachlichen Debatte beitragen, sondern diese emotionalisieren und vergiften sollen, darunter: Genderwahn, Sprachpolizisten, Erziehungsdiktatoren oder Lügenmedien und Systempresse.

Die Rede ist häufig von einem Generalirrtum, begleitet von der Behauptung, Genus und Sexus seien in der deutschen Sprache unabhängig, sowie von einem angeblichen Zwang.

Lobin schreibt:

„Von den vielen Falschbehauptungen (und Rechtschreibfehlern) abgesehen muss man beispielsweise darauf verweisen, dass eine historische Argumentation sehr oft nicht sticht.“

Das generische Maskulinum lasse sich historisch nur sehr schwer nachweisen, erklärt der Sprachwissenschaftler und viele der abgelehnten Begriffe tauchen schon in Texten des 17. bzw. 18. Jahrhunderts auf oder sind im Wörterbuch der Brüder Grimm zu finden.

Die Nähe zur neuen Rechten ist dabei unverkennbar (Achse des Guten, Tichys Einblick, Junge Freiheit). Auch große Tageszeitungen treten in der Debatte ideologisch politisierend, statt informierend auf, insbesondere die F.A.Z. fällt hier auf.

Deutsche Sprache: Wer legt eigentlich die Regeln fest?

Lobin sitzt in seiner Rolle als Direktor des Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) im international besetzten Rat für deutsche Rechtschreibung. Aufgabe des Rechtschreibrates ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Sprache zwischen Bozen und Zwickau, zwischen Aachen und der Niederlausitz, zwischen Sylt und Graz gemeinsam entwickelt. Eine normative Sprachpolitik ist im deutschen Sprachraum unüblich. Der Rat arbeitet deskriptiv. Er beobachtet den Sprachgebrauch und entwickelt die Regeln daran orientiert behutsam weiter.

2018 hatte der Rechtschreibrat das Thema gendergerechte Sprache mit ihren Sonderzeichen auf der Agenda. Er traf noch keine Entscheidung zu Genderstern und Co., weil er das für verfrüht hielt und entschied sich stattdessen, das Thema weiter zu beobachten.

In diesem Zusammenhang berichtet Lobin von verstörenden Erfahrungen. Er zitiert einen der Briefe, die am IDS eingingen. Der Autor des besagten Briefes äußert

„in einer wüsten Fäkalsprache Beleidigungen, spricht von meinem ‚sinnentleerten Dasein‘, das ihm ‚das Messer in der Tasche aufgehen‘ lasse und dass als Letzte die Nationalsozialisten in dieser Weise an der Sprache ‚herumdoktern‘ wollten.“

Eine Sprachpolizei, wie von Gegnern gendergerechter Sprache oft behauptet, gibt es nicht und das ist gut so. Allerdings sind es gerade die Akteur*innen von VDS und AfD, die vorschreiben wollen, wer wie zu sprechen hat und gendersensible, inklusive Sprache, aber auch Anglizismen am liebsten verbieten möchten.

Lobin blickt auch in die Geschichte der Sprachkämpfe: Der Allgemeine deutsche Sprachverein (ADSV) von 1885 etwa kämpfte vor allem gegen Fremdwörter. Mit manchen setzte er sich durch (z.B. Abteil, Bahnsteig, Fahrkarte), mit anderen nicht und scheiterte daran, ein Baby als Kleinling zu bezeichnen oder eine Zigarre als Rauchrolle.

Wer ist der Verein Deutsche Sprache, kurz VDS?

Immer wieder taucht in den von Lobin beschriebenen Sprachkämpfen der VDS auf. Der VDS begreift sich als sprachpolitischer Lobbyverband. Gegründet wurde er 1997, also kurz nach der Rechtschreibreform, von dem Statistikprofessor Walter Krämer. Der Verein kämpft gegen Anglizismen, gegen politisch korrekte Sprache, gegen gendergerechte Sprache. Ihm reicht nicht, dass Deutsch Amtssprache in der EU ist, er möchte Deutsch auch als Arbeitssprache etablieren, als Wissenschaftssprache und einen neuen Passus zu Deutsch im Grundgesetz.

Der VDS ist gut organisiert und vernetzt. Er startet Petitionen, betreibt Lobbyarbeit, vergibt Schmähpreise und seine Vertreter*innen schreiben viel und oft: Leserbriefe und Kommentare sowie Artikel insbesondere in eher konservativen bis rechtspopulistischen Medien.

Lobin nennt den VDS Kampfverband und attestiert ihm Wissenschaftsfeindlichkeit. So fordert der VDS von der Linguistik, nicht datenbasiert zu arbeiten, sondern sprachpflegerisch. Die Forscher*innen sollen nicht den Forschungsgegenstand Sprache in seinem Wandel erkunden, sondern normativ vorgeben, wie Sprache zu benutzen sei. Hier wird also genau die Sprachpolizei gefordert, die der gendergerechten Sprache unterstellt wird.

Vereinsgründer Krämer zum Beispiel möchte die Rundfunkanstalten dazu bringen, die Gendergap zu verbieten. Lobin trägt Krämers Argumentation vor und entlarvt Falschaussagen. Außerdem bemerkt er, dass die von Krämer vorgebrachten Beispiele eher als Belege für das Gegenteil dienten:

„etwa die Verwendung des Wortes ‚Bäckerinnung‘, das in der Mitte genau den glottalen Knacklaut enthält (‚Bäcker-Innung‘), der bei ‚Bäcker-Innen‘ angeblich so unaussprechlich ist.“

Lobin zitiert Krämer aus unterschiedlichen Artikeln und legt nicht nur ein wütendes, sondern ein meiner Ansicht nach erschreckendes Vokabular des VDS-Kämpfers offen. Da ist von Ratten die Rede, die ausgeschaltet werden müssten, von Medienmafia, Meinungsterror, Weltverbesserungsideologie, Überfremdung der deutschen Sprache und sprachlichem Krebsgeschwür. Lobin schreibt:

„Der wütende Herr Krämer gehört natürlich zu denjenigen, (…) die verstehen, was eigentlich los ist und die alle noch nicht Aufgewachten, Sehenden für rückgratlos und dumm halten dürfen. Diese Haltung zusammen mit seiner Wut gegen alles, was er für ‚rot-grün‘ hält, ist die Triebkraft seiner Polemik – und der Motor der Radikalisierung seines gesamten Vereins.“

Die Rolle der AfD und ihrer Sprachpolitik

Auch der AfD widmet Lobin ein ganzes Buchkapitel. Er analysiert ihr Parteiprogramm und ihre Aktivitäten hinsichtlich sprachpolitischer Ziele und stellt es den Programmen anderer Parteien gegenüber. Auch bei der AfD belegt er viele Aktivitäten, die anderen vorschreiben möchten, wie sie zu sprechen und zu schreiben haben.

Lobin grenzt AfD und VDS voneinander ab, zeigt aber auch die Überschneidungen und Verbindungen beider Organisationen auf.

„Es ist also wohl nicht ganz falsch zu sagen, dass der VDS der AfD den Teppich dafür ausgerollt hat, das Thema ‚deutsche Sprache‘ als einen moderaten Ersatznationalismus etablieren zu können.“

Sprachkampf, Sprache und Identität

In einem gesonderten Kapitel geht Lobin auf das Thema Identität ein und grenzt nationalidentäre Politik der rechten Kreise von Identitätspolitik eher linksgerichteter Aktivist*innen ab. Organisierte Verbände und Parteien auf der einen Seite und eine Vielzahl dezentral agierender Menschen und unterschiedlicher Gruppen auf der anderen.

„Für die nationalidentitäre Sprachpolitik ist es jedoch essenziell, den Gegner benennen zu können (…). Wenn dieser Gegner in organisierter Form aber überhaupt nicht existiert, muss er konstruiert werden. Es ist diese immer wieder beschworene ‚kleine Gruppe‘ von ‚Aktivisten, Politikern, Journalisten und Wissenschaftlern‘, die anderen vermeintlich eine neue Sprache aufzwingen will (…). Derartige Aussagen (…) kennzeichnen eine Verschwörungstheorie reinsten Wassers.“

Politische Korrektheit und Sprachverrohung

Immer wieder blickt Lobin in seiner Darstellung auf die hinter der jeweiligen Position liegenden Vorstellungen von Gesellschaft und erweitert den vordergründig linguistischen Streit um die dahinterliegenden Motive. Lobin stellt dem Bedürfnis nach einen sensiblen Sprachgebrauch den Trend zur Sprachverrohung gegenüber. Auf der einen Seite Bemühungen, dass Sprache wertschätzend ist und niemanden diskrimniert. Auf der einen Seite Inzivilität, die beleidigt, eskaliert und herabwürdigt.

Was empfiehlt der Professor?

In seinem letzten Kapitel stellt Henning Lobin seine eigene Einschätzung und Empfehlung dar. Aber die spoilere ich jetzt nicht. Nur so viel: Unabhängig davon, ob ich Lobins Auffassung teile oder nicht: Mir gefällt die Art und Weise, wie er seine Meinung vorträgt: sachlich, fachlich fundiert, klar und in Wertschätzung dafür, dass andere Leute zu anderen Ansichten kommen können.

Von den Kämpfern (und einigen wenigen Kämpferinnen) gegen den Sprachwandel kann man das nicht behaupten. Sie skandalisieren, beleidigen, führen Kriegsrhetorik ins Feld und widdern überall Verrat und Niedergang, wenn jemand eine andere als die gewünschte Auffassung hat. Das ist weder wissenschaftlich noch demokratisch.

Lobins Buch enthält viel historisches Wissen. Jacob und Wilhelm Grimm etwa, die sich unstrittig verdient gemacht haben um die deutsche Sprache, erteilten einer normativen Sprachpolitik eine Absage und vertraten

„die Auffassung, dass sich die Sprache frei entwickeln solle und keine womöglich am Vorbild der Académie Française orientierte Sprachpflege zu betreiben sei.“

Sprachkampf BuchtitelDas Buch ist eine super Lektüre für alle, die verstehen wollen, wer in dieser Debatte den Ton angibt und welche Agenda dahinter zum Vorschein kommt. Und sie bekommen zahlreiche Sach- und Fachinformationen, um sich selbst eine Meinung zu bilden.

Sprachkampf ist im März 2021 im Duden-Verlag erschienen und kostet 15 Euro: https://shop.duden.de/products/sprachkampf

Über den Autor:

Henning LobinProf. Dr. Henning Lobin ist Direktor des Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim. Das Buch Sprachkampf schrieb er als Privatperson, jenseits dieser beruflichen Aufgabe.

Es ist bezeichnend, dass er das Bedürfnis hat, sich hierfür zu rechtfertigen:

„Falls also jemand mit den in diesem Buch dargestellten Sachverhalten nicht einverstanden sein sollte, so kann er zumindest nicht behaupten, dass dafür Steuergelder aufgewendet wurden.“

Und wenn du mehr zum Thema Sprachwandel wissen möchtest, dieser Blog hat eine ganze Rubrik dazu. In der geht es darum, wie du Anglizismen richtig schreibst, um Rechtscheibung und Fehlerkultur und um das Thema gendergerechte Sprache. Schau dich einfach mal um: https://www.gespraechswert.de/category/sprache-und-sprachwandel/

Titelbild: Sigi Lieb

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6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. […] In diesem Artikel bespreche ich 16 Argumente im Kontext gendergerechter Sprache. Dem Thema Umfragen widme ich einen ausführlichen Blogartikel. Wer verstehen will, was hinter diesen Sprachkämpfen steckt, Linguistik-Professor und Direktor des Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache, Henning Lobin, hat ein Buch über Sprachkampf geschrieben, das ich hier rezensiere. […]

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  2. […] wenn ich hier schon diverse Duden-Werke zum Thema vergleiche, möchte ich noch auf ein anderes Buch verweisen. In Sprachkampf beschäftigt sich Prof. Hennig Lobin mit den Kämpfen gegen Sprachwandel, sowohl in der Geschichte […]

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  3. PS: Trotzdem danke für den Literaturtipp, ich werde das Buch lesen.

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  4. Guten Tag,
    ich weiss nicht, warum von Apologeten der Gendersternchensprache immer unterstellt wird, dass vor allem Männer dagegen sind („Von den Kämpfern (und *einigen wenigen Kämpferinnen*) gegen den Sprachwandel…“). Es stimmt nach meiner Erfahrung nicht: ich (63 Jahre, weiblich, technische Redaktorin) kennne mehr Frauen, die dagegen sind als solche, die dafür sind, solche die dies prizipiell nie praktizieren würden. Dies auch in dem Wissen um die letzte FORSA-Umfrage im Auftrag der WELT, bei der eine leichte Überzahl von Männen bei den Gegnern festgestellt wurde. Verstehen könnte ich diese Mehrheit sogar, denn vorgeblich maskulin geprägte Sprachformen treten ja in der bisher praktizierten, angeblich gendergerechten Sprache phonetisch und anteilsmässig in den Hintergrund oder verschwinden zugunsten weiblicher Endungen. Die speziell wenn die sogenannte Sprechpause für das Sternchen, wie häufig im Radio (z. B. SRF4), nicht praktiziert wird. Ich habe den Eindruck, als wenn mit solchen Unterstellungen ein Kulturkampf in einen Geschlechterkampf umdefiniert werden soll, um Frauen auf die eigene Seite zu bringen. Das ist alles etwas, was die Welt nicht braucht, auch keiner Sexualisierung unendlich vieler Kontexte, die früher mal ohne moralische Vorwürfe neutral und abstrakt ausgedrückt werden durften. Mich widert das alles mittlerweile an… ich mache jetzt den Mund auf, obwohl ich in meinem bisherigen Leben direkten Konfrontationen eher aus dem Weg gegangen bin. Wie soll unserer Gesellschaft heilen, wenn auf solche „Ungenauigkeiten“ nicht mehr aufmerksam gemacht wird?
    Freundliche Grüsse von einer, die sich nicht als Sternchen-Anhängsel verstehen will, und die im Laufe ihres Lebens genug Erfolge als Frau eingefahren hat, dass sie so etwas nicht nötig hat.

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    • Liebe Ingrid,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Es mag sein, dass dein persönliches Umfeld anders ist als der Durchschnitt. Die meisten Leute, die ich kenne, haben zum Gendern keine besondere Haltung, manche finden es wichtig, andere lästig, aber es ist niemand dabei, der agitiert. Die, die sagen, sie finden Gendern doof, finden gar nicht Gendern doof, sondern stören sich lediglich an der emotional geführten Debatte, an Hysterie, manche auch an der gesprochenen kleinen Pause oder an Texten mit zu vielen Sternchen. Die emotional statt sachlich geführte Debatte stört mich auch. Ebenso Sternenhimmel in Texten, denn sie sind Zeichen schlechten Stils, wie andere Häufungen auch. Die meisten Gendertechniken kommen ganz ohne Sonderzeichen aus.
      Wenn du mal vergleichen willst: Unter meinem Kurs zum Thema Gendern auf Linkedin Learning finden sich viele Kommentare von Leuten, die den Kurs heftigst ablehnen, ohne je einen Blick in eines der Videos geworfen zu haben. https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6752176716686364672/
      Das Verhältnis von M zu W unter denen, die ihre Ablehnung kategorisch und ohne sich in der Sache zu informieren, formulieren, dürfte dem Namen nach m:w eher 9:1 sein. Dabei fällt nicht nur die Häufung von unsachlich hetzenden Männern auf, sondern die meisten davon sind auch gesetzteren Alters. Unter jungen Leuten ist gendern viel normaler.
      Es gibt auch Frauen, die gendern doof finden. Das ist klar. Die wenigsten unter ihnen agitieren aber mit Falschinformationen, Polemik, Beschimpfungen und Beleidiungen. Es ist ein Unterschied, ob ich sage: Ich mag/mach das nicht oder ob ich hetze, beleidige und im Stile Trumps Falschinformationen verbreite.
      Zu den Falschinformationen gehört auch, dass Sprache sexualisiert würde. Das Gegenteil ist doch der Fall. Der Sex wird der Sprache ausgetrieben. Wenn ich sage: Wir beraten Sie gerne!, ist das 100 Prozent genderneutral. Ebenso: Unser Team freut sich auf dich! – Dort, wo das nicht geht, weil Personen benannt werden, wird das gesagt, was gemeint ist. Meine ich Männer, sage ich Erzieher, meine ich Frauen, sage ich Erziehrinnen, meine ich alle Menschen des Berufs unegachtet ihres Geschlechts, sage ich Erzieher*innen.
      Die Welt gehört zu den Medien, die beim Thema Gendern damit aufgefallen ist, dass sie journalistischen Qualitätskriterien missachtet und Behauptungen als Fakten darstellt, ohne sie zu prüfen. Der VDS ist bis in die Redaktionen von FAZ und Welt bestens vernetzt. Die Umfrage ist weder valide noch repräsentativ. Das Binnen-I, nach dem gefragt wird, ist NICHT genderinklusiv, denn es benennt nur Männer und Frauen (Das mochte ich übrigens nie). Außerdem wird in der Befragung die Gendergap mit Gendern gleichgesetzt. Es ist eine Zufallsauswahl online und via Telefon. Das ist lediglich ein ungenaues Stimmungsbild. Aber um eine echte Forschung oder um die Sache ging es der Welt nicht. Es ist Wahlkampf. Und neben der AfD haben nun auch einige CDU-Mitglieder das Thema für sich entdeckt. Und wollen Leute zu einer Sprache zwingen.
      Würde dimap die Leute fragen: Möchten Sie gerne wertschätzend angesprochen werden? würden die meisten wohl mit JA antworten.
      In der Umfrage wird noch etwas deutlich: Die allermeisten Menschen haben eine „kommt-darauf-an“-Haltung. Das beobachte ich auch in meinem Umfeld. Und das kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch ich wechsle im Kontext, was ich für angemessen halte.
      Ich finde eine Debatte zu dem Thema wichtig und richtig und es ist Teil einer Demokratie, dass Menschen unterschiedliche Meinungen haben. Was mich aber nervt, wenn Leute Fakten und Meinungen verwechseln, Falschinformationen verbreiten und damit eine sachliche Debatte verhindern.
      Das Buch ist wirklich sehr erhellend, wer hier wie vernetzt ist und warum was tut.
      Herzliche Grüße
      Sigi

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