
Zunächst: Der Genderstern und andere Sonderzeichen sind im Kontext von „Gendern“ nur eine Randerscheinung. Die allermeisten Techniken für geschlechtergerechte Sprache kommen vollkommen ohne Sonderzeichen aus.
Die Formulierung „richtig gendern“ suggeriert, es gäbe ein falsches Gendern. Das stimmt natürlich nicht. Das Gender ist tief in die deutsche Grammatik eingeschrieben. Sie entscheiden, wie Sie damit umgehen. Die meisten Menschen mischen intuitiv männliche, weibliche, neutrale Formen sowie die Beidnennung, ohne dass sie darüber nachdenken.
Richtig gendern bedeutet, dass Sie sich mit dem Thema Gender in der Sprache und seiner Wirkung auseinandersetzen und Techniken kennen, wie Sie Ihre Sprache bewusst gendersensibel gestalten können.
Gendergerechte Sprache: das Warum verstehen
- 50 Prozent ist Mindset – Wer verstanden hat, was das Ganze soll und warum es bedeutsam ist, dem fällt die zweite Hälfte relativ leicht.
- 20 Prozent sind Techniken – Die deutsche Sprache bietet vielfältige Techniken, wie Sie gendersensibel formulieren können. Wenn Sie sich für den Einsatz des Gendersterns entscheiden, ist es etwas einfacher, aber auch ohne ist gendersensible Sprache machbar.
- 30 Prozent sind Übung – Viel davon ist reine Gewohnheit. Deswegen müssen wir üben, um neue Gewohnheiten zu trainieren und zu etablieren.
Der Genderstern ist weder richtig noch falsch
Richtig oder falsch sind übrigens auch für den Genderstern und andere Sonderzeichen keine passenden Kategorien. Es kann nur etwas falsch sein, das regelwidrig ist, zum Beispiel die Schreibweise eMail, denn die ist geregelt und richtig heißt es E-Mail.
Der Genderstern ist ein Versuch, Gattungsbegriffe zu erzeugen und Menschen in die Sprache einzubeziehen, die als Geschlecht „divers“ im Personenstand haben. Hier haben wir eine Benennungslücke. Das sagt auch der Rechtschreibrat.
In der amtlichen Rechtschreibung sind solche Zeichen bisher ungeregelt, wie viele andere Phänome unseres Sprachgebrauchs. Die Schreibweise Mitarbeiter(in) ist ebenso wenig Teil des Amtlichen Regelwerks wie die Schreibweise Mitarbeiter*in. Letztere hat allerdings einen Zusatznutzen, weil dadurch nicht-binäre und intergeschlechtliche Personen eingeschlossen werden.
Einfach gendern als Online-Videokurs
Auf Linkedin Learning finden Sie meinen Videokurs zum Thema „Gendern in der Unternehmenspraxis“. In etwas mehr als einer Stunde zeige ich Ihnen in 19 Lektionen, wie Sie pragmatisch und schön alle Gender ansprechen können, ohne sich zu verbiegen: modern, wertschätzend und sprachlich schön.
Aufgrund Ihrer Browser-Einstellungen können Sie das eingebundene Video nicht sehen. Bitte klicken Sie stattdessen auf den untenstehenden Link.
Techniken für das Gendern aus dem Kurs „Einfach gendern: gendersensible Sprache in der Unternehmenspraxis“ von Sigi Lieb
In meinen Live-Angeboten entwickle ich mein Programm ständig weiter. Ich zeigen Ihnen, wie Sie gleichzeitig schön und gendersensibel schreiben können, wie Sie andere Divesity-Themen in Ihre Unternehmenssprache integrieren, wie Sie Beschäftigte unterschiedlicher Meinung einbinden. Dabei gehe ich auf Fragen der KI, SEO und Barrierefreiheit ein.
Meine Angebote für gendergerechte und inklusive Sprache
Wenn Sie eine Einzelperson sind, ich biete immer wieder Seminare an, bei denen Sie sich anmelden können, bei anderen Trägern oder direkt bei mir. Schauen Sie auf der Seminarseite nach aktuellen Terminen.
Gendersensible Sprache in Unternehmen
Sprache können Sie weder erzwingen noch verbieten. Aber wie stellen Sie das an, wenn Sie in Ihrer Belegschaft wie in den Zielgruppen Leute mit ganz unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema haben? Ich unterstütze Sie dabei, wie Sie sich als Unternehmen fachlich und in der organisatorischen Umsetzung auf den Weg machen.
Ich erarbeite mit Ihrem Team gendersensible Lösungen für Ihre sprachlichen Bedürfnisse. Ich entwickle mit Ihnen eine Strategie und einen Plan, wie sich inklusive Sprache in Ihrer Organisation, mit Ihren Stakeholdern und passend zu Ihrer Brand entwickeln kann. Ich begleite Sie, führe Schulungen durch und stehe als Ratgeberin zur Seite.
Ich bin nicht nur Expertin für gendergerechte Sprache, sondern habe jahrelange Erfahrung in der Unternehmenskommunikation. Je nach Ihren Wünschen und der Pandemielage komme ich gerne zu Ihnen ins Haus und/oder stehe online zur Verfügung. Meine Angebote funktionieren online und offline.
Gendern und inklusive Sprache für Ihre Veranstaltungen
Gerne setze ich Impulse als Rednerin oder Sessiongeberin auf Ihren Tagungen, Kongressen und Unternehmensveranstaltungen. Setzen Sie Ihre Zielgruppe in Bewegung. Ich liefere die Inputs und Gedankenanstöße – sowohl zum Thema gendergerechte Sprache als auch zum Thema Gender im Allgemeinen.
Das geht online und offline, ganz wie es Ihre Planungen und die Pandemielage erfordern.
Sie haben ein internationales Publikum? Kein Problem: Ich präsentiere auch auf Englisch und mit mehrsprachigem Fokus auf das Theme Diversity und Inklusivität von Sprache.
Diskriminierungsarme und inklusive Sprache
Die Auseinandersetzung mit dem Gender in der Sprache ist eine Einladung, dass wir uns gernerell Gedanken über unseren Sprachgebrauch machen. Was sagen wir? Und was meinen wir? Meinen wir, was wir sagen? Oder sagen wir etwas und meinen es ganz anders? Aus welcher Perspektive sprechen wir und welche Hierarchien, Wertungen oder Stereotype verbergen sich unbewusst in unseren Worten? Sprache ist unser wichtigstes Werkzeug für Kommunikation und sozialen Zusammenhalt. Wir sollten es bewusst und achtsam nutzen.
Auf der Seite Inklusiv schreiben finden Sie viel darüber, was Rechtschreibung und Interpunktion mit der Verständlichkeit von Sprache zu tun haben und warum sie wichtiger Teil einer inklusiven Sprache sind.

Sprachwandel ist ein Changethema und gendern ist ein Teil davon
Sprache lässt sich weder erzwingen noch verbieten. Sie gehört uns allen und wir als Sprachgemeinschaft entwickeln unsere Sprache gemeinsam weiter. Im Moment befinden wir uns in einem dynamischen Sprachwandel-Prozess. Das ist für manche Menschen anstrengend und es gibt viel unterschiedliche Wünsche an die Sprache. Sie können aber ganz beruhigt sein: Am Ende setzt sich das durch, was von vielen Menschen als praktikabel und sinnvoll betrachtet und verwendet wird.
Lassen Sie sich nichts einreden. Lebendige Sprachen verändern sich. Normal. Sprache ist Ausdruck unseres Erlebens von Welt und verändert sich mit der Gesellschaft. Deswegen werden Wörterbücher laufend angepasst, weil neue Wörter dazukommen und alte aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
1980 gab es weder Smartphones noch Video-Konferenzen. Dafür war der Walkman gerade erfunden, ein Gerät, mit dem man Tonbandkassetten unterwegs abspielen konnte. Das war der Hit und wurde in den 80er Jahren der stete Begleiter vor allem junger Menschen.
Auch das Sprachgefühl dessen, was wir für anständig oder angemessen halten, ändert sich. Formulierungen, die vor 40 Jahren noch komisch klangen, klingen heute normal und umgekehrt: Was vor 40 Jahren normal klang, klingt heute seltsam. Fräulein im Deutschen wie Misses im Englischen sind fast aus der Sprache verschwunden. Männer nennen wir schließlich auch nicht Männlein, wenn sie unverheiratet sind. Außerdem ist Heiraten längst kein Standard mehr für viele Männer und Frauen und eine private Entscheidung.
Oder stellen Sie sich vor: 1980 hätte eine Firma ihre Kund*innen einfach geduzt. Das war undenkbar.
Und so ist das eben auch mit den Diversitätsaspekten von Sprache.
Auch Emojis wandeln sich: Seit Anfang 2020 gibt es eine ganze Reihe gendersensibler Emojis, etwa Männer mit Baby auf dem Arm oder im Brautkleid. Außerdem gibt es viele Pärchen unterschiedlicher Hautfarbenkombinationen. Diversity rocks. Im Text und im Bild.
Ich möchte über Neues von dieser Seite informiert werden
Gefällt Ihnen, was Sie hier lesen. In unregelmäßigen Abständen (nur, wenn es was Neues gibt) versende ich meinen Newsletter. Wenn Sie ihn abonnieren, werden Sie automatisch informiert, hauptsächlich über neue Blogbeiträge sowie über neue Seminartermine.
Warum ich Kurse für gendergerechte Sprache anbiete
2018 diskutierte der Rat für deutsche Rechtschreibung das Thema gendergerechte Sprache. Der Duden fragte sich, ob er das Wort Genderstern in seine Wortliste aufnehmen soll. Beides sind normale Gepflogenheiten von Institutionen, die den Auftrag haben, den gesellschaftlichen Sprachwandel zu begleiten.
Was folgte, war ein Aufschrei: Was schlugen sich Autor*innen in den Feuilletons die Köpfe ein: Genderstern, Gendergap, Binnen-I, wahlweise dargestellt als „Muss“ oder „Geht gar nicht“. Poliert mit Professor*innentiteln und viel Rechthaberei. In den sozialen Medien passierte das Gleiche, nur auf einem deutlich niedrigeren Sprachniveau und häufig offen beleidigend.
Und ich schüttelte den Kopf und rieb mir die Augen. Wieso Grabenkämpfe? Wieso nicht Lösungen suchen? Ich mach das doch seit Jahren so. Wenn ich von meinen Aufttraggeber*innen keine Vorgaben bekomme, schreibe ich, wie ich es für richtig halte: gegendert und schön. Auch ohne Genderstern. Es gibt viele Möglichkeiten und Alternativen, wie ich einen Sachverhalt beschreiben kann.
Niemand möchte Texte lesen, die aussehen wie Sternenhimmel oder in denen alles doppelt steht. Ein Text im generischen Maskulinum klingt aber ebenfalls unpassend, altmodisch, verwirrend.
Als Texterin und Autorin liegt mir schöne Sprache am Herzen. Als Frau habe ich keine Lust, in der Sprache hinter Männern versteckt zu werden. Als überzeugte Demokratin möchte ich Diversity leben und Diskriminierung reduzieren. Und als Sozialwirtin weiß ich, dass gesellschaftlicher Wandel ein steter Prozess ist und sich Sprache mit Gesellschaft verändert. Sprachwandel ist normal und Kennzeichen lebender Sprachen.
Also habe ich mich hingesetzt und aus dem, was ich praktiziere, eine lernbare Strategie gemacht. Diese entwickle ich mit der Dynamik des Themas immer weiter.
Blogartikel mit Gender-Fokus
Lesen Sie, was ich in meinem Blog über das Thema Gender und gendern geschrieben habe.
-
Eine kleine Geschichte der deutschen Rechtschreibung und Rechtschreibreform-en
Im August 1998, trat die Rechtschreibreform in Kraft. Beschlossen worden war sie 1996. Im August 2006 trat die Reform der Reform in Kraft. Das erste Regelwerk gab es 1901 und auch heute wird heftig um die Rechtschreibung gestritten. Dieser Blogartikel nimmt dich mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte der deutschen Rechtschreibung.
-
Ein Spiel mit Goethe, Gender und Chat-GPT
Das sagen andere über meine Angebote zum Thema Gendern
Bilder: Sigi Lieb
[…] Richtig gendern […]